31.12.2006 

Kampf ohne Klassen

Warum das Proletariat im kapitalistischen Krisenprozess nicht wiederaufersteht

Norbert Trenkle

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Zitation: Trenkle, Norbert: Kampf ohne Klassen. Warum das Proletariat im kapitalistischen Krisenprozess nicht wiederaufersteht. In: krisis 30, Münster: Unrast 2006, S. 13 – 21. URL: https://www.krisis.org/2006/kampf-ohne-klassen/

Vom Klassenkampf zur Deklassierung

Während auch in den ehemaligen Gewinnerländern des Weltmarkts die Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse fortschreitet und immer größere Teile der Bevölkerung erfasst, hat die Rede von einer Rückkehr der Klassengesellschaft und des Klassenkampfes Konjunktur. Angesichts der rapide wachsenden sozialen Polarisierung mag diese zunächst plausibel erscheinen. Doch wie so oft, trägt der Rückgriff auf die Deutungs- und Erklärungsmuster der Vergangenheit nicht etwa zur Klärung, sondern nur zur Verwirrung bei.

Entgegen dem ersten Augenschein lässt sich weder die extrem wachsende soziale Ungleichheit adäquat in den Kategorien des Klassengegensatzes fassen noch entsprechen die daraus resultierenden Interessengegensätze und -konflikte dem, was als Klassenkampf geschichtsmächtig wurde.

Der große soziale Konflikt, der als Klassenkampf die gesamte Durchsetzungsgeschichte der kapitalistischen Gesellschaft in entscheidendem Maße prägte, war bekanntlich der Konflikt zwischen Kapital und Arbeit. Von der objektivierten Seite der warenförmigen Strukturlogik her betrachtet, handelt es sich dabei um den Interessengegensatz zweier kapitalistischer Funktionskategorien: Den Repräsentanten des Kapitals, die den Produktionsprozess zum Zweck der Kapitalverwertung kommandieren und organisieren und den Lohnarbeitern, die durch ihre Arbeit den dafür notwendigen Mehrwert „schaffen“. Für sich genommen ist dies ein rein immanenter Konflikt innerhalb des vorausgesetzten gemeinsamen Bezugssystems der modernen Warenproduktion, der sich um die Art und Weise der Wertproduktion (Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten etc.) und um die Verteilung der Wertmasse (Lohn, Profit, Sozialleistungen etc.) dreht. Als solcher ist er unaufhebbar, solange es die kapitalistische Produktionsweise gibt, die auf der Selbstzweckbewegung der Verwertung des Werts basiert. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass er sich stets auch als Klassengegensatz ausdrücken müsste. Zum Klassengegensatz entwickelte sich der objektivierte Gegensatz von Kapital und Arbeit nur, weil sich auf seiner Grundlage unter ganz bestimmten historischen Bedingungen ein gesellschaftliches Großsubjekt konstituierte: Die Lohnarbeiterschaft entwickelte im Zuge des Kampfes für ihre Interessen und um die gesellschaftliche Anerkennung eine kollektive Identität und ein Bewusstsein als Arbeiterklasse. Erst diese Subjektkonstitution versetzte die Verkäufer der Ware Arbeitskraft in die Lage, ihrem Kampf die notwendige Kontinuität und Stärke zu verleihen, auch über Rückschläge und Niederlagen hinweg.1

Wenn nun der Klassenkampf in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend seine gesellschaftsprägende Dynamik und Kraft verlor, dann natürlich nicht darum, weil die kapitalistische Gesellschaft plötzlich ohne Mehrwertproduktion ausgekommen wäre. Der objektivierte Gegensatz der Funktionskategorien Kapital und Arbeit blieb und bleibt erhalten, auch wenn sich im Laufe der kapitalistischen Entwicklung seine konkrete Ausprägung veränderte, wie gleich noch ausführlicher darzustellen sein wird. Jedoch verlor die Arbeiterklasse in dem Maße ihren Charakter als Kollektivsubjekt, wie die Lohnarbeiter als gleichberechtigte Staatsbürger und Warensubjekte in das Universum der bürgerlichen Gesellschaft aufgenommen wurden und sich die Existenzweise des Arbeitskraftverkäufers verallgemeinerte. Damit ging zugleich auch der revolutionäre Nimbus der Arbeiterklasse verloren, der einen nicht unerheblichen Teil des identitären Kitts ausgemacht hatte. Denn auch wenn die Vorstellung, der Klassenkampf habe antagonistischen Charakter und weise deshalb über die kapitalistische Gesellschaft hinaus, im Nachhinein als Illusion dechiffriert werden kann, spielte sie doch bei der Klassenkonstitution eine durchaus wichtige Rolle, verschaffte sie doch der Arbeiterbewegung das Bewusstsein, im Horizont einer weitreichenden historischen Mission zu agieren.

Letztlich entpuppte sich der Gegensatz von Kapital und Arbeit jedoch auch subjektiv als immanenter Interessenkonflikt.2 Trotz gelegentlicher rhetorischer Reprisen an vergangene Zeiten werden Arbeitskämpfe heute nicht unter der Prämisse geführt, dass die Interessen der Arbeitskraftverkäufer mit denen des Kapitals unvereinbar wären. Im Gegenteil: Betont wird immer ihre Kompatibilität, sei es im Namen der Produktivität, des Standorts oder der kaufkräftigen Binnennachfrage. Kritisiert werden hingegen allenfalls „übertrieben hohe Gewinne“, „unnötige Betriebsverlagerungen“ oder, ideologisch aufgeladen, die „Heuschrecken des Finanzkapitals“.3 Die zu Warensubjekten formatierten Menschen halten es längst für selbstverständlich, dass Gewinn gemacht, Kapital verwertet, Produktivität gesteigert und Wachstum forciert werden muss. Sie wissen, dass ihr (wie auch immer prekäres) Wohlergehen in dieser Gesellschaft – und eine andere können sie sich kaum noch vorstellen – genau davon abhängt.

Diese Entwicklung auf der subjektiven Ebene lässt sich nicht nur allgemein auf die verallgemeinerte Durchsetzung der Warengesellschaft zurückführen, die der kapitalistischen Funktionslogik den Anschein eines unaufhebbaren Naturgesetzes verliehen hat. Es liegen ihr auch ganz spezifische Veränderungen im Verhältnis von Kapital und Arbeit zu Grunde, die bereits in der Ära des Fordismus eingeleitet wurden und sich nach dessen Ende in beschleunigtem Maße vollzogen haben. Sie führten zwar keinesfalls zur Aufhebung dieses Funktionsgegensatzes, aber doch dazu, dass er keine Grundlage für die Konstitution einer erneuerten Klassensubjektivität mehr abgeben kann. Daher findet heute trotz oder auch wegen der extremen Verschärfung der sozialen Ungleichheit keine Reklassifizierung der Gesellschaft statt; vielmehr haben wir es mit einem allgemeinen Prozess der „Deklassierung“ zu tun, der sich in mindestens vier Tendenzen ausdrückt.4

Erstens ist schon seit der Endphase des Fordismus die unmittelbare Arbeit am Produkt zugunsten überwachender und kontrollierender sowie der Produktion vor- und nachgelagerter Funktionen zurückgedrängt worden. Das bedeutete nicht nur ein Abschmelzen der eigentlichen Arbeiterklasse im Sinne der wertproduktiven Industriearbeiterschaft und das massenhafte Aufkommen der verschiedensten Lohnarbeiterkategorien (in der Zirkulation, im Staatsapparat, den verschiedenen „Dienstleistungssektoren“ etc.), deren Klassenzuordnung sinnvoll nicht möglich ist.5 Damit einher ging auch, dass ein erheblicher Teil der Kommandofunktion des Kapitals in die verschiedenen Arbeitstätigkeiten integriert und auf diese Weise der Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital unmittelbar in die Individuen hineinverlagert wurde (was beschönigend als „Eigenverantwortung“, „Arbeitsanreicherung“, „flache Hierarchien“ etc. figuriert). Diese Tendenz hat sich unter dem Druck der Krisenkonkurrenz und im Zuge einer allgemeinen Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse noch verschärft. Am augenscheinlichsten ist das bei den vielen kleinen „Selbstständigen“ und „Arbeitskraftunternehmern“, deren Wohl und Wehe vollständig davon abhängt, ausgelagerte Tätigkeiten bestimmter Betriebe in Eigenregie und auf eigenes Risiko zu erledigen. Aber auch innerhalb der Unternehmen selbst nimmt die Tendenz weiterhin zu, die Beschäftigten zu „Managern“ ihrer selbst und ihrer Arbeitsbereiche zu machen (etwa durch die Einrichtung so genannter „Profitcenter“). Und schließlich propagiert eine zynische Ideologie der Arbeitslosenverwaltung umso penetranter das Lob des „Selbstmanagements“ und der „Eigenverantwortung“, je deutlicher wird, dass der Arbeitsmarkt bei weitem nicht alle Ausgespuckten wieder aufnehmen kann.

Zweitens kommt hinzu, dass der Wechsel zwischen den verschiedensten Tätigkeiten seit dem Ende des Fordismus immer mehr zur Norm geworden ist, was erheblich dazu beitrug, die Identifikation der Individuen mit einer bestimmten Funktion aufzulösen. Damit hat auch das Verhältnis zwischen den Individuen und ihrer Stellung im Produktionsprozess jede biographische und lebensweltliche Verankerung verloren und sich empirisch dem angenähert, was es seinem Begriff nach immer schon war: ein äußerliches.6 Im Krisenprozess fordert nun der kategorische Imperativ des Flexibelseins immer unerbittlicher Gehorsam ein. Bekanntlich gibt es heute ja keine schlimmere Sünde wider das kapitalistische Gesetz als an einer bestimmten Arbeitsfunktion oder -tätigkeit zu kleben. Das verkünden nicht nur die Priester des Marktes, es resultiert aus den objektivierten Zwängen der globalen Dumpingkonkurrenz. Wer überleben will, muss zum ständigen Wechsel zwischen den Lohnarbeits- und Selbstständigkeitskategorien bereit sein und sich mit keiner von ihnen identifizieren – obzwar auch dies selbstverständlich nichts garantiert.

Drittens verlaufen die neuen Hierarchien und Spaltungen quer zu den kapitalistischen Funktionskategorien statt sich mit ihnen zu decken. Insbesondere werden sie nicht vom Gegensatz zwischen Lohnarbeit und Kapital bestimmt, denn innerhalb der Kategorie Lohnarbeit ist das soziale Gefälle so gewaltig wie in der Gesellschaft als Ganzer. Das betrifft zunächst die Betriebe selbst, in denen (schrumpfende) Kernbelegschaften mit vorläufig festem oder sogar tarifvertraglich abgesichertem Job neben einer wachsenden Zahl von Teilzeit- und Leiharbeitskräften zu ganz unterschiedlichen Konditionen dieselbe Arbeit verrichten. Noch größer jedoch sind die Unterschiede zwischen Branchen, Produktionsabschnitten und regionalen Standorten und schließlich existieren enorme Diskrepanzen im Hinblick auf Einkommen, Arbeitsbedingungen und Status, je nach Positionierung in der Hierarchie der globalen Verwertungsketten.

Viertens schließlich bedeutet Deklassierung, dass immer mehr Menschen weltweit ganz durchs Raster der Funktionskategorien hindurchfallen, weil für sie im System der Warenproduktion kein Platz mehr existiert, das immer weniger Arbeitskräfte produktiv vernutzen kann. Sie müssen erfahren, dass sie nicht nur jederzeit ersetzbar sind, sondern in wachsendem Maße auch im kapitalistischen Sinne überflüssig werden. „Privilegiert“ ist, wem es gelingt, sich noch an irgendeine Funktion zu klammern oder zwischen verschiedenen Funktionen zu wechseln, ohne dabei abzustürzen. Da aber diese selbst prekär oder ganz obsolet werden, gerät solch Drahtseilakt zunehmend schwieriger. Weil die objektivierten Funktionsstrukturen zerfallen, fallen auch immer mehr Menschen durch ihr Raster hindurch. Wie viele es jeweils sind, differiert je nach der Stellung eines Landes oder einer Region in der globalen Konkurrenz, doch die Drohung des Absturzes ins soziale Nichts schwebt über allen. Die Tendenz ist klar und eindeutig: Weltweit ist ein wachsendes Segment neuer Unterschichten entstanden, die nichts mit dem alten Proletariat gemeinsam haben und die weder objektiv (durch ihre Funktion oder Stellung im Produktionsprozess) noch subjektiv (ihrem Bewusstsein nach) ein neues soziales Großsubjekt bilden (etwa ein „Prekariat“). Ihr Bezug auf den kapitalistischen Verwertungsprozess ist zunächst ein rein negativer: Sie werden nicht mehr benötigt. Das zwingt aber dazu, die Frage nach der möglichen Konstitution neuer sozialer Emanzipationsbewegungen gänzlich neu zu formulieren.

Rettungsversuche am toten Subjekt

Der wiederauferstandene linke Klassenkampfdiskurs trägt zur Klärung dieser Frage kaum etwas bei. Zwar hat er in mancher Hinsicht auf die gesellschaftlichen Umbrüche und Transformationen reagiert und einige argumentative Veränderungen durchlaufen, doch ist es ihm letztlich nicht gelungen, sich von den metaphysischen Grundmustern des traditionellen Klassenkampfmarxismus zu lösen. Diese werden beständig reproduziert, auch wenn die angerufenen (oder vielmehr herbeigewünschten) Subjekte sich verändert haben mögen. In der letzten Ausgabe der krisis habe ich versucht, dies vor allem in der Auseinandersetzung mit Hardt/Negri und John Holloway nachzuweisen.7 Hier soll nun der Blick zunächst auf Ansätze gerichtet werden, deren metaphysische Schlagseite nicht ganz so offensichtlich ist, weil sie eher soziologisch argumentieren und sich stärker auf die Analyse der objektiven Seite der gesellschaftlichen Entwicklung konzentrieren. Es wird sich dabei zeigen, dass es gerade die empirischen Ergebnisse ihrer Untersuchungen sind, die das angewandte Klassenparadigma dementieren. Beim Versuch, die „Klassenanalyse“ durch allerlei Anbauten noch zu retten, verwickeln sie sich in Widersprüche und Aporien, die deutlich darauf verweisen, dass dieses Rettungsunternehmen zum Scheitern verurteilt ist und nur ein Abbruch des traditionell-marxistischen Gedankengebäudes den Blick auf eine erneuerte emanzipatorische Handlungsperspektive eröffnen kann.

Hören wir zunächst den an Gramsci orientierten Klassentheoretiker Frank Deppe: „Die Arbeiterklasse“, so schreibt er in der Zeitschrift Fantômas, „ist keineswegs verschwunden, der Kapitalismus basiert nach wie vor auf der Ausbeutung der Lohnarbeit und den natürlichen, sozialen und politischen Bedingungen der Produktion und Aneignung von Mehrwert. Die Zahl der abhängig Arbeitenden hat sich zwischen 1970 und 2000 fast verdoppelt und umfasst ungefähr die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung. Das ist in erster Linie auf die Entwicklung in China und anderen Teilen Asiens zurückzuführen, wo infolge der Industrialisierung große Teile der Landbevölkerung ‚freigesetzt‘ wurden. In den entwickelten kapitalistischen Ländern beträgt der Anteil der Lohnarbeit inzwischen 90 % und mehr“ (Deppe 2003, S. 11). Was zunächst an dieser Argumentation auffällt, ist, dass sie mit einem zwischen mindestens zwei Bedeutungen schwankenden Begriff der Arbeiterklasse operiert. Zunächst scheint Deppe ganz traditionell der Arbeiterklasse nur jene Lohnarbeiter zuzuordnen, die im strengen Sinne Mehrwert produzieren, deren Mehrarbeit direkt für die Verwertung des Kapitals abgeschöpft wird. Dieser Klassenbegriff gleitet jedoch fließend in einen sehr viel weiteren über, der alle „abhängig Arbeitenden“ und damit die „Hälfte der Weltbevölkerung“ und in den kapitalistischen Metropolen sogar fast die gesamte Bevölkerung (nämlich über 90 %) umfasst.

In diesem argumentativen Schwanken drückt sich bereits das ganze Dilemma der Klassentheoretiker aus. Wird die Kategorie der Arbeiterklasse im ersten Sinne interpretiert (was der Marxschen Theorie, auf die sich Deppe ja explizit bezieht, entspricht), dann müsste zugestanden werden, dass es sich dabei um eine globale Minderheit handelt, die immer mehr an Bedeutung verliert, je weiter die Rationalisierungsprozesse in den wertproduktiven Sektoren voranschreiten und die Arbeit in der unmittelbaren Produktion überflüssig gemacht wird. In der zweiten Bedeutung jedoch, also der Ausweitung der Kategorie der Arbeiterklasse auf alle „abhängig Beschäftigten“, wird sie zu einem Unbegriff, denn es fehlt ihr dann jede Trennschärfe. Sie ist dann nur ein anderes Wort für die allgemeine Existenz- und Lebensweise in der kapitalistischen Gesellschaft, die ihren Zusammenhang nun einmal über Arbeit und Warenproduktion vermittelt, was sich für die übergroße Mehrheit der Menschen als Zwang darstellt, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um überleben zu können. Dieser allgemeine Zwang ist zwar wesentliches Grundmerkmal der kapitalistischen Gesellschaft, taugt aber gerade deshalb keinesfalls zur Bestimmung „der Arbeiterklasse“, weil ihm ja prinzipiell alle Menschen unterworfen sind, quer zu ihren Positionen in der gesellschaftlichen Hierarchie, ihren sozialen Stellungen und Lebenslagen.

Deutlich werden die Aporien der neueren Klassentheorie auch bei dem Historiker Marcel van der Linden, der den Klassenbegriff noch weiter fasst als Deppe. Ihm zufolge „gehört jederR TrägerIn von Arbeitskraft zur Klasse der subalternen ArbeiterInnen, dessen oder deren Arbeitskraft unter ökonomischem oder nicht-ökonomischem Zwang einer anderen Person verkauft oder vermietet wird. Gleichgültig ist dabei, ob sie von dem oder der TrägerIn selbst angeboten wird oder ob er oder sie eigene Produktionsmittel besitzt“ (van der Linden 2003, S. 34). Mit dieser Definition will van der Linden der Tatsache Rechnung tragen, dass in der globalisierten Warengesellschaft eine ungeheure Vielzahl ausdifferenzierter und hierarchisierter Arbeitsverhältnisse entstanden sind, die nicht (mehr) in das klassische Schema der Lohnarbeit passen. Dazu zählt er u.a. verschiedene Übergangsformen zwischen Sklaverei, Lohnarbeit, Selbstanstellung und Subunternehmertum, aber auch die unbezahlte Subsistenz- und Reproduktionsarbeit von Frauen. Dementsprechend spricht van der Linden auch nicht mehr von der Klasse der „freien LohnarbeiterInnen“, sondern wählt den weiteren Begriff der „subalternen ArbeiterInnen“ (vgl. van der Linden 2003, S. 31-33). Damit jedoch löst er das Problem nicht auf, sondern geht nur noch einen Schritt weiter als Deppe, indem er den Klassenbegriff zu einer Metakategorie aufbläht, die prinzipiell die gesamte kapitalistische Gesellschaft umgreift.

Es liegt in der Logik der Sache, dass diese Metakategorie völlig konturlos ist. Sie stellt das Paradox eines Begriffs der kapitalistischen Totalität dar, dem genau diese Totalität entgleitet. Denn einerseits trägt sie indirekt dem Umstand Rechnung, dass die Arbeit das übergreifende Prinzip – oder genauer gesagt: das Vermittlungsprinzip – der bürgerlichen Gesellschaft darstellt. Andererseits wird genau dies durch die Fixierung auf die Kategorie der Klasse unsichtbar gemacht. Der traditionelle Marxismus hatte ja stets die Vermittlung des gesellschaftlichen Zusammenhangs über die Arbeit als überhistorische Konstante aller Gesellschaften betrachtet und nicht erkannt, dass es sich dabei um das historisch-spezifische Wesensmerkmal der kapitalistischen Formation handelt, das untrennbar mit der verallgemeinerten Warenproduktion und der selbstzweckhaften Verwertung des Werts verknüpft ist.8 Als Spezifikum des Kapitalismus erschien ihm vielmehr die besondere Art der Abschöpfung der Mehrarbeit in Gestalt des Mehrwerts, die Vermittlung über den Markt und das Privateigentum an Produktionsmitteln, Merkmale, die sich allesamt auf den Begriff der Klassenherrschaft bzw. des Klassengegensatzes von Kapitalisten- und Arbeiterklasse zusammenziehen ließen. Diese Perspektive war zwar ideologisch kompatibel mit dem Kampf eines bestimmten Segments von Warenbesitzern um Anerkennung innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft. Wer sie aber darüber hinaus fortschreibt und zugleich der ungeheuren Ausdifferenzierung der Arbeitsverhältnisse unter den Bedingungen des globalisierten Kapitalverhältnisses Rechnung tragen will, gerät notwendigerweise in unlösbare Widersprüche.

Die Vorstellung, dass der Klassengegensatz das Wesen des Kapitalismus ausmacht und nicht etwa ein abgeleitetes Verhältnis darstellt9, ist jedoch offenbar so fest in den Köpfen verankert, dass sie selbst dort, wo sie sich auf Schritt und Tritt als analytisch untauglich erweist, den Blick auf den gesellschaftlichen Formzusammenhang verbaut. Gerade die Versuche, diese Vorstellung genauer zu begründen, lassen dies deutlich werden. Ein Beispiel dafür ist van der Lindens Versuch, seinen offenbar selbst als ungenügend empfundenen Klassenbegriff wenigstens ansatzweise einzugrenzen, wenn er sich die Frage stellt, „was alle diese ganz unterschiedlichen Subalternen eigentlich gemein haben“ (van der Linden 2003, S. 33), um darauf zu antworten, „dass alle subalternen ArbeiterInnen im Status ‚institutionalisierter Fremdbestimmung‘, leben“ (ebd.). Was darunter zu verstehen ist, erläutert er mit Bezug auf Cornelius Castoriadis: „Institutionalisierte Fremdbestimmung drückt eine ‚antagonistische Spaltung der Gesellschaft und damit die Herrschaft einer bestimmten sozialen Kategorie über das Ganze aus. … Von daher entfremdet uns die kapitalistische Ökonomie insofern, als sie mit der Spaltung in ProletarierInnen und KapitalistInnen zusammenfällt‘“ (ebd.).

Es fällt hieran sofort auf, dass Castoriadis die „institutionalisierte Fremdbestimmung“ unmittelbar aus der Klassenposition der Arbeiter ableitet. Diese Bestimmung, so verkürzt sie auch ist, entsprach doch logisch der traditionell-marxistischen Klassentheorie mit ihrer Fixierung auf das gute alte Proletariat. Was aber bleibt von ihr noch übrig, wenn man wie van der Linden den Klassenbegriff ins Unendliche ausdehnt und mehr oder weniger die gesamte Menschheit darunter subsumiert? Implizit sagt van der Linden im Grunde nichts anderes, als dass die Entfremdung ein allgemeiner Grundzug der bürgerlichen Gesellschaft ist. Doch vermag er dies nicht theoretisch plausibel zu begründen, weil er sich nicht vom Paradigma des traditionellen Marxismus loslöst. Auch hier wieder deckt der Versuch, dieses Paradigma durch Erweiterung zu retten, dessen Aporien und Begrenztheiten auf, die der historische Prozess zunächst verschleiert hatte. Dass Entfremdung oder Fetischismus sich nicht unmittelbar auf die Klassenherrschaft zurückführen lassen, sondern Wesensmerkmale einer Gesellschaft sind, die sich blind über Warenproduktion und Arbeit vermittelt, hat ja bekanntlich schon Marx aufgezeigt. Der Arbeiterbewegung mag dies in ihrem Kampf um die Anerkennung innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft als müßige Spekulation erschienen sein. Heute jedoch steht dieser Einsicht nichts mehr im Weg als ein anachronistisches Festhalten am Paradigma der Klassentheorie, das sich beständig selbst dementiert.

Die „Klasse“ als positive Totalität

Dieses Selbstdementi nehmen die Protagonisten des neueren Klassendiskurses allerdings nicht ernsthaft zur Kenntnis. Zwar kommen sie nicht umhin, die Entleerung durch Aufblähung des Klassenbegriffs implizit anzuerkennen, doch das führt nicht zu einem Perspektivenwechsel in der Kapitalismuskritik, sondern verführt vielmehr zu allerlei Ausweichmanövern und zum Verwischen der eigenen Spuren. Vor allem mit der Verlagerung des Untersuchungsschwerpunkts auf die empirische Ebene gelingt das Kunststück, die Fixierung auf den Klassengegensatz als Wesen des Kapitalismus und Gravitationszentrum aller radikalen Kritik („Hauptwiderspruch“) zugleich zu entsorgen und beizubehalten: Beizubehalten, weil der Klassenbegriff auf die Metaebene des gesellschaftlichen Verhältnisses gehoben wird und dort sein Leben als inhaltsleere Abstraktion fristet, die gerade wegen dieses Charakters gegen Kritik immunisiert werden kann; und zu entsorgen, weil er in den empirischen Analysen keine wirkliche Rolle mehr spielt, sondern nur noch eine diffuse, vorausgesetzte Anrufungsinstanz darstellt – die als solche allerdings die Untersuchungsperspektive prägt und die Ergebnisse in bestimmter Weise einfärbt.

Es klingt ein wenig wie unbewusste Selbstironie, wenn van der Linden seinen Aufsatz mit der Bemerkung abschließt: „Zu warnen bleibt aber vor jeder empirisch leeren Großtheorie“ (ebd., S. 34). Denn genau das zeichnet sein Vorgehen und das aller neueren Protagonisten des Klassendiskurses aus: Ihre Theorie bleibt empirisch leer und ihre Empirie bleibt theoretisch ungedeckt; sie schreiben den Mythos des Klassenkampfes fort, obwohl sich in der gesellschaftlichen Wirklichkeit kein Subjekt und keine Bewegung mehr findet, an die er sich ohne größte Verrenkungen heften ließe. Wenn Deppe und van der Linden die sozialen Hierarchien und Ungleichheiten beschreiben, die sich im Kontext des globalen Krisenkapitalismus herausbilden und verschärfen, dann ist das empirisch zwar in mancher Hinsicht erhellend, doch indem sie die Überschrift „Fragmentierung der Arbeiterklasse“ darüber setzen, kommt ein völlig falscher Zungenschlag hinein. Unterstellt wird immer eine grundsätzliche Einheit, die alle jenen Fragmentierungen vorausgesetzt ist, auch wenn nicht adäquat begründet werden kann, worin diese bestehen sollte. Die Überbrückung der Interessengegensätze und Konkurrenzpositionen im Hinblick auf eine antikapitalistische Formierung erscheint darin jedoch als prinzipiell angelegt.

Deppe erweitert dieses Konstrukt noch dahingehend, als er mit Bezug auf Gramsci von einem „neuen Block der Subalternen“ spricht, der neben der „Arbeiterklasse“ auch alle anderen sozialen Bewegungen der letzten Jahre („Proteste landloser Bauern in Brasilien, der Aufstand in Chiapas, … globale Massendemonstrationen gegen Krieg und Kriegsgefahr“) umfassen soll. Dieser habe sich „allerdings politisch noch nicht als Block artikuliert, weil ihm das alternative Programm und die Handlungskompetenz gegenüber dem Neoliberalismus fehle, durch die die Fraktionen dieses Blocks zusammengeschweißt werden könnten“ (ebd., S. 11). Der „Block“ ist also „an sich“ schon vorhanden, nur hat er sich eben noch nicht als solcher „politisch artikuliert“. Nicht zufällig erinnert das an die gewaltsame Konstruktion des „zugeschriebenen Klassenbewusstseins“, wenn auch freilich in einer Art Schrumpfversion, die – im Gegensatz zu Lukács10 – auf eine metaphysische Begründung nicht deshalb verzichtet, weil Deppe kritisch über sie hinweg wäre, sondern weil er sie unthematisiert mit sich herumschleppt. Nur weil er die entsprechende Zuschreibung implizit vollzieht und so etwas wie eine grundsätzliche objektive (Interessen-)Kongruenz aller Akteure voraussetzt, kann er das Problem auf die oberflächliche Frage nach einem „alternativen Programm“ reduzieren, das die unterschiedlichen „Fraktionen“ jenes „Blocks“ zusammenschweißen soll.

Die fast schon beiläufige Art, wie die kapitalistisch produzierten Fragmentierungen zu einer Art sekundärem oder abgeleitetem Problem gegenüber der vorausgesetzten „Klasse“ herabgestuft werden, verweist auf eine weitere Aporie, die aus dem krampfhaften Festhalten am Paradigma des traditionellen Marxismus resultiert. Diesem zufolge repräsentierte die Arbeiterklasse ja ihrem Wesen nach den Standpunkt der gesellschaftlichen Allgemeinheit – der identisch mit dem Standpunkt der Arbeit gedacht wurde. Damit sollte sie das Erbe des Bürgertums antreten, das in den Zeiten der bürgerlichen Revolutionen diesen Standpunkt für sich beansprucht, dann jedoch vor dem egoistischen Privatinteresse des Profits verraten habe. Dementsprechend bestand das revolutionäre Ziel in der Herstellung einer gesellschaftlichen Totalität und zwar einer Totalität, die sich auf „bewusste“ Weise über die Arbeit vermittelt. Wie Moishe Postone ausführlich gezeigt hat, kam diese Vorstellung in doppelter Weise einer ideologisch verzerrten Projektion der kapitalistischen Verhältnisse gleich. Zum einen ist es ein Widerspruch in sich, die Vermittlung über die Arbeit (und damit über die Ware) „bewusst“ gestalten zu wollen, weil diese ihrem Wesen nach selbstbezüglich und selbstläufig ist, also ihren eigenen verdinglichten Gesetzmäßigkeiten folgt, die sie den Menschen aufzwingt, als ob es sich dabei um Naturgesetze handle. Zum anderen ist aber auch die Konstituierung des gesellschaftlichen Zusammenhangs als Totalität ein historisch ganz spezifisches Merkmal der kapitalistischen Gesellschaft, die sich im Gegensatz zu allen anderen Gesellschaften über ein einziges Prinzip vermittelt, und kann deshalb natürlich nicht der Fluchtpunkt von Emanzipation sein: „Die kapitalistische Gesellschaftsformation ist nach Marx insofern einzigartig, als sie durch eine qualitativ homogene gesellschaftliche ‚Substanz‘ konstituiert wird: sie somit als gesellschaftliche Totalität existiert. Andere Gesellschaftsformationen sind nicht derart totalisiert: ihre grundlegenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind qualitativ nicht homogen. Sie lassen sich weder mit dem Begriff der ‚Substanz‘ erfassen noch von einem einzigen strukturierenden Prinzip her entfalten. Auch weisen sie keine ihnen immanente, notwendige historische Logik auf“ (Postone 2003, S. 133). Aus dieser Einsicht aber folgt konsequenterweise, „dass die historische Negation des Kapitalismus nicht die Verwirklichung, sondern die Abschaffung der Totalität bedeutet“ (ebd.; vgl. auch S. 241-244).

Nun beansprucht zwar auch der neuere Klassendiskurs, eine Kritik an den falschen Vereinheitlichungen des traditionellen Marxismus zu leisten, doch konterkariert er dies selbst durch die fortdauernde Fixierung auf „die Klasse“ und ihre Aufblähung zur tendenziell die gesamte Gesellschaft umfassenden Metakategorie. Dadurch wird die Anrufung der Totalität – und die darin enthaltene unbewusste Affirmation der kapitalistischen Vermittlungsform – des traditionellen Marxismus sogar noch übertroffen und zugleich ad absurdum geführt. Denn wenn fast alle Menschen „der Klasse“ (oder dem „Block der Subalternen“ etc.) zugeordnet werden, dann wäre im Grunde jene gesellschaftliche Allgemeinheit schon potentiell realisiert, die der traditionelle Marxismus noch an den Horizont der Zukunft malte. Damit geht aber auch der theoretisch begründete Standpunkt der Kritik verloren. Denn die kapitalistisch konstituierte Totalität wäre dann nicht zu kritisieren, sondern müsste nur noch das Bewusstsein von sich selbst erlangen. Nur wenige sprechen dies so explizit aus wie Hardt/Negri, die den Kommunismus schon überall unter der dünnen Decke des Kapitalismus hervorlugen sehen; aber dabei handelt es sich keinesfalls um eine individuelle Marotte, sondern um die logische Konsequenz aus dem theoretischen Zugang, den sie prinzipiell mit dem gesamten neueren Klassendiskurs teilen.

Dieser vermeint zwar über den traditionellen Marxismus hinaus zu sein, weil er sich von der Vorstellung eines Einheitssubjekts gelöst hat und stattdessen permanent die Heterogenität der vermeintlichen Arbeiterklasse beschwört. Doch reflektiert sich darin im Grunde nur die innere Zerrissenheit der Warengesellschaft, die als ungesellschaftliche Gesellschaftlichkeit ihrem Begriff nach in zahllose Partikularitäten zerfällt. Wenn diese fragmentierte Totalität unmittelbar mit der Arbeiterklasse identifiziert und positiv besetzt wird, dann fehlen letztlich auch die Kriterien, um die im Zerfallsprozess der bürgerlichen Subjektivität vermehrt freigesetzten Destruktivpotentiale adäquat zu thematisieren. Das gilt für die rassistische und sexistische Gewalt ebenso wie für den antisemitischen Wahn und die um sich greifenden ethnizistischen und religiösen Fundamentalismen. Aus der Klassenperspektive können sie nicht als inhärente Äußerungsformen der warengesellschaftlichen Subjektivität dechiffriert werden, die eigenständige Momente der kapitalistischen Krisendynamik darstellen, weil sonst die Fixierung auf das „fragmentierte Klassensubjekt“ infrage gestellt wäre. Im Grunde genommen werden sie deshalb immer als äußerliche Erscheinungen behandelt, als eine Art Störeinfluss, der zwar den Klassenzusammenhang spalten kann, aber nicht essentiell berührt. Daher bleibt es letztlich mehr oder weniger eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob regressive Bewegungen, seien es ethno-nationalistische Strömungen (etwa in Spanien) oder die so genannte zweite Intifada, in den großen Konsens der antikapitalistischen Kämpfe mit eingeschlossen werden oder nicht. Die Scheidewand zwischen den reflektierten Teilen des neueren Klassendiskurses und den regressiven Verfallsformen des traditionellen Marxismus ist daher auch äußerst dünn, weil das theoretische Fundament grundsätzlich das gleiche ist.

No more Making of the Working Class

Den Versuchen, die Arbeiterklasse durch eine Überdehnung ihrer objektiven Bestimmungen zu retten, stehen andere gegenüber, die hauptsächlich von der subjektiven Seite her argumentieren. Diesen Ansätzen zufolge ist die Klasse nicht durch die Stellung im Produktions- und Verwertungsprozess definiert, sondern konstituiert sich stets neu und unterliegt permanenten Veränderungen, die sich im Wesentlichen aus der Dynamik der Klassenkämpfe ergeben. Eine solche Perspektive hat zunächst den Vorzug, dass sie den Blick auf die aktiven Momente in den sozialen Auseinandersetzungen, ihren Prozesscharakter und die darin enthaltenen subjektiven Entwicklungsmöglichkeiten lenkt, weil die Kategorie der Klasse offen gehalten und nicht definitorisch festgeschrieben wird. Doch die Offenheit des Blicks täuscht. Grundsätzlich eingeschränkt wird sie durch ein Axiom, das allen spezifischen Analysen immer schon vorangestellt wird und ihren Blickwinkel einschränkt. Wie selbstverständlich wird nämlich der Klassenkampf als überhistorisch gültiges Prinzip vorausgesetzt, aus dem sich seinerseits die Klasse ableiten lässt. „In allen gesellschaftlichen Verhältnissen immer schon präsent, geht der Klassenkampf den historischen Klassen voraus“, schreibt etwa die Redaktion der Zeitschrift Fantômas im Editorial ihrer hier schon mehrfach zitierten Ausgabe (4/2003, S. 4; Hervorheb. N. T.). Damit jedoch wird die Argumentation zirkulär. Sowohl der Begriff der Klasse wie der des Klassenkampfes lassen sich völlig willkürlich definieren. Alle sozialen Auseinandersetzungen können im Prinzip undifferenziert zu Klassenkämpfen geadelt werden und ihre Akteure zu Klassensubjekten. Auf diese Weise gelangt der subjektivistische Klassenbegriff im Prinzip zum gleichen Resultat wie sein objektivistisches Pendant. Es ist daher auch kein Wunder, dass sich diese ehemaligen theoretischen Kontrahenten zunehmend miteinander versöhnen und friedlich koexistieren (wie etwa in jener Ausgabe von Fantômas). Denn wo jede begriffliche Schärfe verloren geht und die „Klasse“ ohnehin alles und jedes sein kann, spielen auch die alten Differenzen keine wesentliche Rolle mehr.

Problematisch ist dabei vor allem, dass der Begriff des Klassenkampfes, wenn er aus dem historisch-spezifischen Kontext der Arbeiterbewegung herausgelöst wird, in dem er allein einen Sinn machte, sehr leicht mit einem völlig unspezifischen Begriff des „Kampfes“ kurzgeschlossen werden kann, der eher dem „Krieg aller gegen alle“ (Hobbes) entspricht als einem Kampf gegen die kapitalistischen Zustände und Zumutungen. Besonders augenscheinlich ist das wieder einmal bei Hardt/Negri, die selbst noch den individualisierten alltäglichen Existenzkampf zu einer Ausdrucksform des Klassenkampfes verklären und keinerlei Kriterien mehr haben, um sich von rein regressiven Gewaltausbrüchen oder auch fundamentalistischen Bewegungen abzugrenzen. Der „Klassenkampf“ wird damit zu einer abstrakten und letztlich affirmativen Leerformel, die den permanenten inneren Kriegszustand der kapitalistischen Gesellschaft und ihren krisenhaften Zerfall ebenso umfasst wie die Bestrebungen, sich dem entgegenzustellen. Nun wollen zwar viele Vertreter des subjektivistischen Klassenstandpunkts diese Konsequenz aus guten Gründen nicht nachvollziehen, doch geraten sie dabei in ziemliche Begründungsnot. Denn für die Unterscheidung zwischen dem bloßen Ausagieren der bürgerlichen Subjektivität in ihren hässlichsten Facetten (sei es individuell oder kollektiv) und den Versuchen, genau diese zu überwinden (z.B. in sozialen Basisbewegungen) hält ihr freischwebender, dekontextualisierter Klassenkampfbegriff keinerlei begriffliches Instrumentarium bereit. Zu seiner Rettung sind daher allerlei argumentative Anbauten notwendig (etwa der Rückgriff auf die Diskurstheorie), was aber nur beweist, wie wenig er selbst noch zur analytischen Klärung der gesellschaftlichen Entwicklung beitragen kann.

Einer der wichtigsten Kronzeugen der subjektivistischen Klassentheoretiker ist der englische Sozialhistoriker E. P. Thompson, der stets den Akzent auf das aktive Moment bei der Entstehung der Arbeiterklasse gelegt hat. Im Vorwort zu seiner wichtigsten historischen Studie, die im Original (1963) den programmatischen Titel The Making of the English Working Class trägt, schreibt er: „Es heisst Making, denn was hier untersucht wird, ist ein aktiver Prozess, Resultat menschlichen Handelns und historischer Bedingungen. Die Arbeiterklasse trat nicht wie die Sonne zu einem vorhersehbaren Zeitpunkt in Erscheinung; sie war an ihrer eigenen Entstehung beteiligt“ (Thompson 1987, S. 7). Allerdings beziehen sich Thompsons Analysen – wie er selbst immer betont – auf Prozesse in einer ganz spezifischen historischen Situation: auf den kapitalistischen Durchsetzungsschub zwischen dem letzten Drittel des 18. und dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in England. Diese Situation unterscheidet sich aber offensichtlich auf ganz grundsätzliche Weise von der heutigen. Sie war geprägt von einer Zurückdrängung und Zerstörung der vergleichsweise heterogenen vor- und protokapitalistischen Lebens- und Arbeitsverhältnisse unter dem immer stärkeren Vereinheitlichungsdruck der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise; und das heißt nicht zuletzt, von der massenhaften Schaffung der „doppelt freien Lohnarbeiter“, die dazu gezwungen waren, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, wenn sie überleben wollen. Thompson konzentrierte sich in seinen Untersuchungen auf die dadurch provozierten Revolten und Abwehrkämpfe und zeigte, wie durch sie hindurch (auch durch die Erfahrung der Niederlagen) sich so etwas wie ein Klassenbewusstsein überhaupt erst herausbildete.

So wichtig es nun aber war, die Bedeutung dieser vom orthodoxen Marxismus vernachlässigten subjektiven Prozesse hervorzuheben, so wenig dürfen die darüber gewonnenen Erkenntnisse doch aus ihrem historischen Kontext herausgelöst werden, wenn sie nicht im schlechten Sinne abstrakt werden sollen. Die Herausbildung eines Klassenbewusstseins ergibt sich zwar keinesfalls automatisch aus dem Durchsetzungsprozess der Kapitalverwertung, dennoch entspricht diese subjektive Vereinheitlichung zur Arbeiterklasse dem gleichzeitigen objektiven Prozess zur Unterwerfung aller gesellschaftlichen Beziehungen unter das Einheitsprinzip von abstrakter Arbeit und Warenproduktion. Beide Momente verschlingen sich in einer dialektischen Beziehung. Thompson selbst betont: „Die Klassenerfahrung ist weitgehend durch die Produktionsverhältnisse bestimmt, in die man hineingeboren wird – oder in die man gegen seinen Willen eintritt. Klassenbewusstsein ist die Art und Weise, wie man diese Erfahrungen kulturell interpretiert und vermittelt: verkörpert in Traditionen, Wertsystemen, Ideen und institutionellen Formen. Im Gegensatz zum Klassenbewusstsein ist die Erfahrung allem Anschein nach determiniert“ (Thompson 1987, S. 8).

Übertragen wir diese Aussage auf die heutige Situation, so muss zunächst einmal festgestellt werden, dass der objektiv vorgegebene Rahmen, innerhalb dessen gesellschaftliche Erfahrungen gemacht und soziale Auseinandersetzungen geführt werden, ein grundsätzlich anderer ist als in jener Epoche. Wir stehen heute nicht am Anfang des kapitalistischen Durchsetzungsprozesses; die Haupttendenz ist bei weitem nicht mehr die der Vernichtung nicht-kapitalistischer Lebensweisen durch die Dampfwalze der Verwertung (obwohl auch dies in manchen Teilen der Welt noch geschieht). Vielmehr sind wir mit einer Situation konfrontiert, in der das warenproduzierende System sich weltweit verallgemeinert hat und zugleich in einen fundamentalen Krisenprozess eingetreten ist, weil es durch die zunehmende Verdrängung lebendiger Arbeitskraft seine eigenen Grundlagen untergräbt. Diese Entwicklung, die sich in der zunehmenden Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse ausdrückt und darin, dass immer mehr Menschen weltweit für die Kapitalverwertung überflüssig gemacht und ausgeschlossen werden, ist aber jener zu Beginn des 19. Jahrhunderts genau entgegengesetzt. Nicht die Formierung einer (neuen) Arbeiterklasse liegt in der derzeitigen Entwicklungsrichtung der verselbstständigten kapitalistischen Basislogik, sondern die zunehmende Zersetzung einer Gesellschaft, die auf dem verallgemeinerten Zwang des Sich-verkaufen-Müssens beruht. Die Menschen werden also nicht in eine einheitliche gesellschaftliche Form hineingezwungen, sondern die Einheitsform, in der sie leben und durch die sie konstituiert sind, zerfällt und sie fallen deshalb durch die Strukturen hindurch. Von einer Vereinheitlichung kann man in diesem Zusammenhang allenfalls insofern sprechen, als der Prozess, den ich oben mit dem Begriff der Deklassierung beschrieben habe, ein allgemeiner ist. Darin ist aber für sich genommen nichts Verbindendes enthalten. Im Gegenteil: Die krisenkapitalistische Fragmentierung ist nur die Zuspitzung der kapitalistischen Logik im Stadium ihrer Zersetzung. Das gilt nicht nur in objektiver Hinsicht, wie etwa bei der verschärften „Standortkonkurrenz“, einer Zwickmühle, in der fast jeder partikulare Interessenkampf (beispielsweise gegen Betriebsschließungen oder Lohndrückerei) immer schon gefangen ist, ohne dass er deswegen prinzipiell seine immanente Berechtigung verlöre. Zugleich hat der verschärfte Druck des Existenzkampfes auch ganz wesentlich zur Atomisierung und Entsolidarisierung und zur weitgehenden Durchsetzung der kapitalistischen Konkurrenz- und Abgrenzungssubjektivität beigetragen.

Diese Entwicklung drückt sich auch in den subjektiven Verarbeitungsformen und Handlungsweisen aus. Die sozialen Widerstandsbewegungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden vor dem Erfahrungshintergrund einer Zurückdrängung der nicht- und protokapitalistischen Lebensverhältnisse, die mit der industriekapitalistischen Produktionsweise inkompatibel waren. Angesichts dieser kollektiven Erfahrung und der ungeheuren Zumutung der täglichen Fabrikarbeit und des kapitalistischen Konkurrenzegoismus wurden widerständige kulturelle Deutungsmuster und Formen der praktischen Solidarität entwickelt, die schließlich in der Herausbildung des Bewusstseins mündeten, einer Klasse mit gemeinsamem Schicksal anzugehören. Weil jedoch ein solcher Konstituierungsprozess heute nicht mehr stattfindet und stattfinden kann, werden die Ansätze antikapitalistischen Widerstands durch Kollektivierungsprozesse überlagert und zurückgedrängt, die von regressiven Verarbeitungsformen aus dem Kernbestand der warengesellschaftlichen Subjektivität bestimmt sind.11 Das gilt für die Sekten- und Bandenbildung ebenso wie für den antisemitischen Wahn, für die rassistischen und religiösen Identitätspolitiken jeglicher Couleur nicht anders als für die Ausbrüche selbstzweckhafter Gewalt. Hier entsteht keine neue Working Class, sondern es agieren Menschen, die zu Arbeits- und Warensubjekten getrimmt wurden, aber sich nicht mehr regulär als solche betätigen können.12

Die krisenkapitalistische Fragmentierung setzt jedoch nicht nur die regressiven Momente der Subjektform frei; auch die emanzipativen Impulse, Vorstellungen und Bestrebungen, die sich mit dem Kampf der Arbeiterklasse um die Anerkennung innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft verbunden hatten, haben ihren Kontext verloren und sind gewissermaßen freischwebend geworden. Der historische Klassenkampf bezog seine relative Kohärenz aus der Zentrierung um den Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit, der in der Aufstiegsphase des Kapitalismus eine integrierende Dynamik entfaltete. Hingegen setzt sich der Widerstand gegen den derzeitigen Prekarisierungs- und Verelendungsschub ständig der Gefahr aus, die zentrifugalen Tendenzen des kapitalistischen Krisenprozesses selbst zu reproduzieren. Er steht daher vor der schweren Aufgabe, soziale Konflikte so zu formulieren und zu führen, dass sie der verschärften Konkurrenz- und Ausschlusslogik und den damit einhergehenden identitätspolitischen Tendenzen entgegenwirken. Das kann letztlich nur gelingen, wenn unterschiedliche Kämpfe und Auseinandersetzungen ohne falsche Vereinheitlichungen und Hierarchien über alle Grenzen hinweg miteinander verbunden werden. Diese Verbindung lässt sich jedoch nicht aus vorausgesetzten objektiven oder subjektiven Bestimmungen (Klassenstandpunkt oder Klassenkampf) ableiten. Sie kann nur der bewussten Kooperation von solchen sozialen Bewegungen entspringen, die eine Aufhebung von Herrschaft in all ihren Facetten anstreben und zwar nicht nur als abstraktes Fernziel, sondern bereits in ihren eigenen Strukturen und Beziehungen.

Konzepte dafür lassen sich nicht am Reißbrett entwerfen. Die Theorie kann nicht viel mehr tun als grundsätzliche Überlegungen in diese Richtung zu formulieren. Wenn wir etwas aus Thompsons Untersuchungen lernen können, dann ist es die Bedeutung der praktischen Erfahrungen für die Konstituierung sozialer Bewegungen. Deshalb ist es wichtig, den Blick auf jene Prozesse zu lenken, innerhalb derer sich der Widerstand gegen die kapitalistischen Zumutungen den hierarchischen, populistischen und autoritären Einbindungsversuchen entzieht und wo Interessenkämpfe mit dem Aufbau selbstorganisierter Strukturen verbunden werden. Solche Bewegungen (wie etwa die Zapatistas, die autonomen Strömungen der Piqueteros13 und andere Basisbewegungen) sind zwar in vieler Hinsicht widersprüchlich und dürfen auf keinen Fall romantisch verklärt werden; auch sind sie weltweit gesehen minoritär und immer wieder von der Marginalisierung und der Vereinnahmung bedroht. Dennoch finden sich hier Ansätze und Momente, die auf die Perspektive einer Befreiung von der warengesellschaftlichen Totalität verweisen. Nicht dem Klassenkampf gehört die Zukunft, sondern einem emanzipativen Kampf ohne Klassen.

Literatur

Frank Deppe (2003): Der postmoderne Fürst. Arbeiterklasse und Arbeiterbewegung im 21. Jahrhundert, in: Fantômas Nr. 4/2003, Hamburg, S. 7-12.

André Gorz (1980): Abschied vom Proletariat, Frankfurt 1980.

Ernst Lohoff (2005): Die Verzauberung der Welt, in: krisis 29, Münster 2005, S. 13-60.

Moishe Postone (2003): Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft, Freiburg 2003.

Karl Heinz Roth (2005): Der Zustand der Welt. Gegenperspektiven, Hamburg 2005.

Franz Schandl (2002a): Kommunismus oder Klassenkampf, in: Streifzüge Nr. 3/2002, Wien, S. 5-11.

Ders. (2002b): Desinteresse und Deklassierung, in: Streifzüge Nr. 3/2002, Wien, S. 12-13.

Edward P. Thompson (1987): Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse (Band 1), Frankfurt 1987.

Norbert Trenkle (2005): Die metaphysischen Mucken des Klassenkampfs, in: krisis 29, Münster 2005, S. 143-159.

Marcel van der Linden (2003): Das vielköpfige Ungeheuer. Zum Begriff der WeltarbeiterInnenklasse, in: Fantômas Nr. 4/2003, Hamburg, S. 30-34.

1 Zur Konstitution und zur Rolle von Kollektivsubjekten in der bürgerlichen Gesellschaft vgl. Lohoff 2005; zum Stellenwert des Klassengegensatzes im Entwicklungsverlauf des Kapitalismus vgl. grundsätzlich Postone 2003, S. 473ff.

2 Dieser Entpuppungsprozess verlief freilich keinesfalls widerspruchsfrei. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Überzeugung der Akteure, der Klassenkampf sei tatsächlich ein systemsprengender Konflikt, eine ganze Zeit lang fortlebte und diesem sogar in bestimmten historischen Situationen eine Dynamik verlieh, die den objektivierten Entwicklungsgang möglicherweise hätte durchbrechen können. Insofern gingen die subjektiven Momente nicht einfach im objektiven Entwicklungsgang auf.

3 Es ist tragisch, wie gerade der Krisenprozess und die mit ihm einhergehende immer härtere Dumpingkonkurrenz auf dem Weltmarkt diese affirmative Haltung in extremer Weise noch verstärkt und insbesondere in den zumeist aussichtslosen Abwehrkämpfen gegen Betriebsverlagerungen – wie im Fall von AEG in Nürnberg – hauptsächlich damit argumentiert wird, die betriebswirtschaftlichen Berechnungen des Managements seien falsch.

4 Ich übernehme den Begriff der „Deklassierung“ von Franz Schandl, deute ihn jedoch noch weiter aus. Schandl schrieb dazu: „Soziale Regression kann nicht mehr primär anhand sozialer Positionierung von Klassen beschrieben werden. Es geht nicht um die Klassenzuordnung, sondern um die Deklassierung, was meint, dass die Menschen aus ihren Strukturen herausfallen, z.B. die Arbeit verlieren, aber Arbeitsmonaden bleiben, kein Geld haben, aber Geldsubjekte sein müssen. Die Deklassierung betrifft nicht nur das so genannte Proletariat, sie ist allumfassend. Obwohl die sozialen Widersprüche sich verschärfen, entschärfen sich die Klassenwidersprüche“ (Schandl 2002b, S. 12).

5 Ein Großteil der industriesoziologischen Diskussion der 1960er und 70er Jahre drehte sich dementsprechend um die Frage: Gibt es noch eine Arbeiterklasse? In der Linken war es vor allem André Gorz, der mit seinem Buch „Abschied vom Proletariat“ eine Bresche in den vom Klassenkampfmythos geprägten Diskurs schlug.

6 „Das kapitalistische Individuum ist kein Klassenindividuum mehr, das ‚ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse‘ (Marx) gestaltet sich an und in ihm komplizierter und vielfältiger. Seine Haltung ist nicht auf den Produktionsprozess rückführbar, auch wenn man die Untersuchung auf Zirkulation und Konsumtion, ja auf die Reproduktion ausweitet. Der Klassenbegriff zerrinnt zwischen den Fingern. Er ist ein Begriff, der immer weniger begreift. Das kommunikative Verhalten der Menschen ist nicht nur nicht auf die Klassensituation zu reduzieren, es ist nicht einmal darauf analytisch zu konzentrieren“ (Schandl 2002a, S. 9).

7 Vgl. Trenkle 2005.

8 Vgl. dazu Postone 2003, vor allem S. 229-245.

9 Vgl. allgemein zur Kritik dieser Vorstellung Postone 2003, S. 473ff.

10 Vgl. zur Kritik Trenkle 2005.

11 Vgl. dazu ausführlich Lohoff 2005.

12 Es ist daher auch absurd, wenn beispielsweise Karl Heinz Roth in explizitem Bezug auf Thompson ausgerechnet in den grassierenden neo-religiösen Erweckungsbewegungen die Vorboten einer möglichen neuen proletarischen Klassensubjektivität zu erkennen glaubt. Die fundamentalistischen Pfingstgemeinden bezeichnet er in diesem Zusammenhang als „die weltweit größte soziale Selbstorganisation der neuen Unterklassen, die allein in Lateinamerika und im subsaharischen Afrika 100 Millionen Anhänger hat“ (Roth 2005, S. 68), um dann fortzufahren: „Wie wir aus E. P. Thompsons ‚Making of the English Working Class‘ wissen, waren die chiliastischen Sekten ein wichtiges konstitutives Moment im Selbstfindungsprozess der englischen Arbeiterklasse und ihrer radikalen Bewegungen. Wir brauchen also ob der zwieschlächtigen Botschaften, die aus den untersten Segmenten der globalen Unterklassen zu uns dringen, nicht unbedingt verzagen“ (Roth 2005, S. 69).

13 Vgl. dazu den Artikel von Marco Fernandes in dieser Ausgabe der krisis.