Kann es eine Stabilisierung innerhalb des Zusammenbruchs geben? Wenn der Bezugsraum des Zusammenbruchs groß genug ist, dann ja. Wie schon des öfteren seit dem ersten großen Börsenkrach 1987, der den neuen säkularen Krisenzyklus im Westen selbst eingeleitet hat, ist auch heute wieder von einem neuen »Aufschwung« die Rede, dessen Welle das unverbesserliche Münchner IFO-Institut bereits bis ins Jahr 2000 sich erheben sieht. Der nächste Einbruch kommt bestimmt, aber das Erdbeben macht auch Pausen. Insofern wir es heute mit dem Zusammenbruchsprozeß des nunmehr strukturell vereinheitlichten warenproduzierenden Weltsystems zu tun haben, macht dessen bisher nie dagewesene Größenordnung tatsächlich eine ungleichmäßige Entwicklung möglich; mit regional äußerst unterschiedlichen und sogar entgegengesetzten Verlaufsformen. Dies gilt sowohl für ganze Weltregionen als auch für Regionen innerhalb der langsam sich auflösenden Nationalökonomien. Die Länder der OECD als Kernregionen des Gesamtsystems haben zwar bereits die größten Krisen- und Armutsschübe seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt, und sie haben ihr assoziiertes Mitglied Jugoslawien auf eine bemerkenswerte Weise verloren; aber das »business as usual« läuft weiter, solange der »fordistische Speck« noch nicht abgeschmolzen, die spekulative Riesenblase des Kasinokapitalismus nicht geplatzt und das wackelnde System des Staatskredits und der internationalisierten Finanzmärkte nicht untergegangen ist. Und der offizielle Berufsoptimismus der herrschenden Institutionen nähert sich zwar in seiner Qualität immer mehr derjenigen, sagen wir: des russischen Innenministeriums an; aber dennoch will die Mehrheit sich weiter prognostisch auf den Arm nehmen lassen, und diese Haltung ist durch die Tatsachen noch nicht mit letzter Konsequenz ad absurdum geführt.
Auch in einigen der großen Zusammenbruchsregionen des Südens und Ostens hat das Erdbeben erst einmal Pause gemacht. Mehr als zusammenbrechen und verelenden kann man eben nicht. Obwohl diese Verelendung historisch beispiellos ist, wird sie nicht mehr als Schock erlebt, sondern zunehmend unter die Rubrik »Exotisches« eingeordnet oder aus der herrschenden Öffentlichkeit allmählich überhaupt ausgeblendet. Hartnäckig strickt die neoliberale Marktideologie, die inzwischen praktisch in allen Parteien direkt oder indirekt dominiert, an den angeblichen Erfolgsmodellen in Lateinamerika (Chile, Argentinien, Mexiko), in Ostmitteleuropa (Polen, Ungarn, Tschechien) und vor allem in Südostasien (China und die »Tiger«-Staaten). Zwar kann es überhaupt keinen Zweifel daran geben, daß die überwältigende Mehrzahl der Länder in Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa »es« nicht geschafft hat und auch nie mehr schaffen wird; doch kann diese schwelende Tatsache vorerst erfolgreich verdrängt werden. Und daß die angeblichen Erfolgsmodelle für die Mehrzahl der dort lebenden Menschen keine sind, daß sie überdies auf Raubbau, Sozial- und Ökodumping beruhen, daß sie mittelfristig die Weltökonomie eher weiter destabilisieren (einseitiges Exportwachstum, irreguläre Wechselkurse, neue Verschuldungsbomben) und daß ihnen auch immanent enge strukturelle Grenzen gezogen sind (z.B. Unfinanzierbarkeit der notwendigen Infrastrukturen für weiteres Wachstum, um nur einen Faktor zu nennen): All dies wird ebenfalls verdrängt oder als vorübergehendes »Anpassungsproblem« (eine Vokabel aus des Teufels Wörterbuch) verharmlost.
Selbst die rapide Ausbreitung anomischer Zustände wird allmählich, so gut es eben geht, in das Kalkül einbezogen. Dann zahlt man eben Schutzgelder, solange man noch kann, oder heuert selber eine Killertruppe an, und die Entführung oder Erschießung von Mitarbeitern wird eben zum »Risikofaktor« für immer mehr Gebiete. Daß immer neue Bürgerkriege über den Globus hinweg aufflammen, ist als Tatsache zum »Sicherheitsproblem« herabgestuft, also in das gewöhnliche politische Management überführt worden; ebenso der immer noch anwachsende Fundamentalismus im »moslemischen Krisenbogen« von Pakistan bis Mauretanien, der im Pentagon bereits als historischer Ersatzfeind hergerichtet wird. Der irrsinnige Drang, daß alles irgendwie so weitergehen muß, wenn auch unter irgendwie veränderten Bedingungen, verrät das erreichte Maß an Unzurechnungsfähigkeit. Aber wo ist die öffentliche Instanz, die dem Kaiser sagt, daß er nackt dasteht? Alle machen mit, aus Angst, aus irrer Hoffnung, aus struktureller Bösartigkeit.
Diese bereits hockentwickelte Verdrängungskunst muß sich natürlich auch nach innen bewähren. Die OECD-Staaten, allen voran die BRD, verdrängen ihre Armutspotentiale oder verleugnen sie geradezu; und absurderweise machen dabei sogar die neuen Armen selber mit. Zumindest haben sie keine Stimme, und nirgendwo hat sich eine gesellschaftliche Alternative auch nur ansatzweise zum Diskurs oder gar zur Bewegung verdichtet. Die schwach dahinplätschernde öffentliche Debatte um Wachstum, Arbeitsplätze und Ökologie hat den äußersten Grad an Unglaubwürdigkeit erreicht; sie rechtfertigt sich nur noch durch die immer wieder beschworene sogenannte Alternativlosigkeit, die aus der allgemeinen falschen Verarbeitung des staatssozialistischen Zusammenbruchs herrührt und inzwischen nur noch die Denkfaulheit, Verweigerungshaltung und Bunkermentalität des herrschenden Bewußtseins repräsentiert.
Dahinter steht weder im Wissenschaftsbetrieb noch in Politik, Wirtschaft, Publizistik usw. mehr irgendeine Globalanalyse, ebensowenig ein kohärentes gesellschaftspolitisches Konzept. Die »Schizophrenie der Interessen« schwankt wild zwischen Ökologie und Ökonomie, Nationalstaat und Globalisierung, Neo-Interventionismus und Deregulierung, »sozialem Frieden« und Sozialabbau, Ethik und Selbstbezogenheit. Die Zivilisation des Geldes bröckelt weiter, auch wenn das säkulare Erdbeben Pause macht. Sie wird nur noch zusammengehalten durch die irrationale Hoffnung auf einen Tag und Nacht beschworenen säkularen Aufschwung des warenproduzierenden Weltsystems, der nie mehr kommen wird. Das »positive Denken« wird immer verbissener und pathologischer, je deutlicher sich diese negative Perspektive enthüllt. Trotzdem kann unter den Mitte der 90er Jahre gegebenen Bedingungen des säkularen Krisenprozesses weiterhin jede noch so verschwindende und statistisch oder medial herausgeschminkte »positive« (im Sinne des Systems) Teiltatsache zur Erfolgsmeldung hochstilisiert werden, bis zum praktischen Beweis des Gegenteils, während die negativen Großtrends und die damit verbundenen Katastrophen-Einschnitte einen perversen Unterhaltungswert für die Noch-Zuschauer gewinnen; nicht unähnlich der »Schaulust« bei blutigen Verkehrsunfällen.
Das ist nicht nur in den relativ noch als »reich« geltenden globalen Zentren so, sondern auch in den Zusammenbruchsregionen selbst. Überall gibt es Katastrophengewinnler der brutalsten Art, auch wenn diese Figuren schon jenseits der modernen Zivilisation stehen und nur im barbarischen Abglanz der kapitalistischen Rest- und Scheinnormalität in den Zentren vorübergehend gedeihen können (z.B. die entzückende Gilde der Händler mit menschlichen Organen). Über die Milliardenmasse der globalen Verlierer, der neuen Armen, der Verelendeten und Verhungernden, der Erniedrigten und Beleidigten, der ziellos Geflohenen und Erschöpften aber hat sich eine Art dumpfer Verzweiflung und Resignation gesenkt. Für sie gibt es kein Aufbegehren, keine Perspektive, keine Hoffnung mehr: nur noch den Terror der Marktwirtschaft und ihrer Zusammenbruchs-Konsequenzen.
Denn woher sollte eine Perspektive, dem losgelassenen Spuk des totalen Marktes ein Ende zu setzen, auch kommen? Der inzwischen selber zu 95 Prozent nur noch marktbezogene, affirmative Pseudo-Realismus der Polit-Linken, so mancher (ex-)linken Wissenschafts-Schranzen, Entwicklungs- und Reformtheoretiker, der nur noch bedingt gesellschaftskritischen linken Publizistik usw. ist in ein durch und durch peinliches und haltloses, hoffnungslos »unrealistisches« Konzeptgeschwätz übergegangen, das der Lebenswirklichkeit einer globalen Mehrheit gegenüber nur noch zynisch zu nennen ist. Der religiöse, ethnische, rassistische Fundamentalismus andererseits, der vielfach in das von der aufgeriebenen radikalen Linken hinterlassene gesellschaftspolitische Vakuum eingerückt ist, hat sich längst praktisch erkennbar als Moment der Barbarisierung enthüllt. Er setzt den Terror der Marktwirtschaft nur mit anderen Mitteln fort und wird zunehmend als eines von vielen Zusammenbruchs-Momenten ebenso stumm erlitten wie diese selbst. Ihm schließen sich jene Elemente an (vor allem männliche Jugendliche), die ihre mangelnden Möglichkeiten von Erfolg und Herrschaftsbeteiligung im Rahmen des totalen Marktes durch Bandenbildung und offene Gewalt zu kompensieren suchen; die ideologischen Masken sind dabei ziemlich durchsichtig. Die Kalaschnikow kann auch jenseits jeder emanzipatorischen Erwägung subjektiv als Alternative zum Billiglohn-Job bei McDonalds erlebt werden, genügend individuelle Energie und Behauptungswillen vorausgesetzt. Die Konkurrenzenergie des Marktes schlägt dann eben in kriminelle Energie um, mit der sie ohnehin schon immer eng verwandt war. Keineswegs zufällig gehen vielerorts religiöse und ethnizistische Fundamentalismen, ehemalige (bewaffnete) »Befreiungsbewegungen«, Mafia-Großstrukturen und gewöhnliche Gewaltkriminalität immer mehr ineinander über; es bilden sich Elemente einer »Plünderungsökonomie« aus, die natürlich nicht weit tragen kann (vgl. dazu den Jugoslawien-Artikel von Ernst Lohoff in der letzten »Krisis«).
Das entscheidende Kettenglied ist also heute die Lösung des Problems, wie eine neue emanzipatorische Gesellschaftskritik zu entwickeln ist, die nur jenseits des bisherigen Marxismus (und überhaupt aller »Ismen«), jenseits des herkömmlichen »Linksseins« und jenseits des Sozialismus/Kommunismus im tradierten, eingefleischten Sinne liegen kann. Ohne diese Bedingung wird es auch nirgendwo mehr eine Gegenbewegung geben, denn der Selbstlauf des Zusammenbruchs erzeugt spontan immer nur die Barbarei und den bloßen Zerfall (statt die bewußte Aufhebung) der warenproduzierenden Zivilisation. Solange das Erdbeben des Epochenbruchs es überhaupt noch zuläßt, ist also nach wie vor die theoretische Aufarbeitung angesagt, und weniger denn je ein Praktizismus der falschen Unmittelbarkeit. Das ist auch weiterhin das Credo dieser Zeitschrift, auch wenn alle Bemühungen im Verhältnis zur weltgesellschaftlichen Bedrohung als lächerlich klein erscheinen mögen. An der theoretischen Aufgabe wird sich grundsätzlich auch dann nichts ändern, wenn (wie des öfteren »versprochen« oder angekündigt) verstärkt versucht werden soll, über die reine Theoriesphäre hinaus wieder Vermittlungen zur gesellschaftlichen Praxis, zu Bewegungsansätzen und zu anderen Theoriebildungen (nicht zuletzt auch außerhalb Deutschlands) herzustellen.
Daß dies alles andere als leicht sein wird, war schon bei den ersten Versuchen zu merken. Dazu gehörte z.B. die Teilnahme von Redaktionsmitgliedern der »Krisis« an dem Europa-Kongreß »People’s Economy – Wirtschaft von unten« in Dessau und an anderen Konferenzen einschlägiger Initiativen; außerdem gibt es diskursive Kontakte unterschiedlichster Art mit Leuten in Österreich, der Schweiz, Brasilien und den USA (alles noch nicht ausgegoren); nicht zuletzt sind auch die Erfahrungen mit einem eigenen Seminar zu erörtern, das die »Krisis« zum Thema »Gibt es ein Leben jenseits der Arbeitsgesellschaft?« im Dezember 1994 veranstaltet hat. Es ist sicher kaum verwunderlich, daß die Ansätze alternativer Ökonomie heute trotz neuer Anläufe (z.T. aus der Not der strukturellen Massenarbeitslosigkeit geboren) sich in einem eher grauenhaften Zustand der gesellschafts-theoretischen und -kritischen Reflexion befinden; nicht etwa bloß aus alter Theoriefeindlichkeit (die ja selber noch ein reflexives Moment voraussetzt), sondern oft geradezu aus einem »unschuldigen« Urzustand der völligen Theorielosigkeit und Theorieferne heraus.
Die reflexionsfeindliche Bewußtseinsform des totalen Marktes, verstärkt durch den Zusammenbruch des Staatssozialismus, hat offenbar in den 80er Jahren ein ungeheures theoretisches Niemandsland hinterlassen, und es wird schwer sein, mit den alternativen Bewegungsansätzen auf diesem Boden zu einer Vermittlung zu kommen: Die praktischen Erfahrungen mit der Monstrosität des Rentabilitätskriteriums und seiner »Härten« werden wohl keine Gewähr dafür bieten, daß diese neuen Ansätze sich von der Subjektform der fetischistischen Wertvergesellschaftung allmählich lösen können. Der »lag« zwischen theoretischer Kritik und der (auch alternativen) Praxis des Geldes bleibt mit Sicherheit noch länger bestehen. Anderes war nicht zu erwarten, und diese Erfahrungen werden die »Krisis« natürlich nicht hindern, die angeknüpften Beziehungen weiterzuführen und an der Konkretisierung einer radikalen Kritik der Moderne und ihrer Wertökonomie weiterzuarbeiten.
Es zeigt sich aber, daß die Vermutung nicht unrichtig war, eine Vermittlung mit neuen Praxisansätzen werde sich nur im Zusammenhang mit einer gründlichen Aufarbeitung der (auch unbewußten) »Hintergrundannahmen« und damit der Modernisierungsgeschichte samt ihren ideologischen Theorien (den Marxismus an vorderer Stelle) leisten lassen. Die »Stabilisierung innerhalb des Zusammenbruchs« bezieht sich nicht nur auf real gegenläufige Prozesse in relativen und temporären Gewinner-Regionen; sie bezieht sich auch nicht bloß auf die irrationale Hoffnung eines doch noch kommenden säkularen Aufschwungs. Vielmehr ist es die eingebrannte warenlogische Bewußtseins- und Subjektform selbst, die an der erscheinenden Geldform mit einer derartigen Hartnäckigkeit klebt, daß der drohende Zusammenbruch dieser Form nur noch abgewehrt und verdrängt werden kann: Die gesellschaftliche Vermittlung durch das Geld ist ein Tabu, das alle früheren Bewußtseinsschranken zu übertreffen scheint. Deswegen ist es fast zwangsläufig, daß in den konzeptionellen Reaktionen auf die Krise des Geldes auch bei der gesellschaftlichen Opposition und bei den Ansätzen einer Alternativ-Ökonomie nicht die radikale Kritik der Waren- und Geldform den größten Anklang findet, sondern viel eher das, was Marx treffend (in bezug auf Proudhon) als reform-ideologische »Geldpfuschereien« bezeichnet hat.
Auch bei einer gewissen Einsicht in diese Bedingungsgründe muß es als verblüffend und fast unglaublich erscheinen, in welchem Ausmaß eine gewissermaßen subtheoretische und subkulturelle Wucherung von »freiwirtschaftlichen« Theoremen anthroposophischer bis proudhonistischer Provenienz sich gegenwärtig. ausbreitet. Ob in Ost- oder Westdeutschland, in der Schweiz oder Osterreich, ob unter ehemaligen Marxisten, Anarchisten oder Autonomen, ob in der Alternativ- oder der akademischen »Szene«, bei Künstlern und Hausfrauen, Grünen, PDS-Anhängern oder Vogelschützern: Überall geistert die nicht bloß brettflache und ökonomisch naive, sondern im Kern auch antisemitische »Geldtheorie« von Silvio Gesell und seinen Nachfahren durch die Köpfe. Nicht die Aufhebung der Warenform,
sondern das »Brechen der Zinsknechtschaft« soll die Krise des Geldes und der Wertvergesellschaftung lösen. Daß diese uralte Illusion, die nicht nur das Wesen des warenproduzierenden Systems völlig verkennt, sondern auch durchaus mörderische Konsequenzen implizieren kann, heute einen derartigen (von der offiziellen Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen) Höhenflug erlebt, muß alarmieren.
Es handelt sich hier freilich bloß um ein Indiz. Welche Rolle das ekelhafte antisemitische Moment dabei spielt, wird sich bei der Entpuppung dieses absurden »geldpfuscherischen« Ansatzes noch herausstellen. In gewisser Weise handelt es sich um eine ideelle Reaktionsform nicht bloß auf die Krise des Geldes überhaupt, sondern auch auf das historische Versagen der anderen, etatistischen, geschichtsmächtig gewordenen, sozialistisch-kommunistischen Groß-Geldpfuscherei. Wenn der Versuch, die gesellschaftliche Warenform und damit das Geld unaufgehoben durch etatistische Planung an die Kandare zu nehmen, historisch gescheitert ist, dann muß zwangsläufig nicht nur der marktradikale Neoliberalismus einen Höhenflug erleben, sondern auch – angesichts der unter diesem Zeichen erst recht weitergehenden Krise – innerhalb der hilflos gewordenen Gesellschaftskritik die nicht-etatistische, anarchoide, anthroposophisch-lebensreformerische, einer gesellschaftspolitischen Bastlermentalität entsprechende Geldpfuscherei ideologisch wiederkehren; vermutlich gerade auch in den »postkatastrophalen« Gesellschaften Osteuropas bis zum Ural, und dort könnte sich die antisemitische Komponente sogar schneller entpuppen als im Westen.
Deshalb ist die aufkommende Silvio-Gesellerei trotz ihrer ökonomischen Unsinnigkeit von einem »linken« Standpunkt aus gar nicht zu widerlegen, der selber bloß die dem früheren sozialistisch-kommunistischen Mainstream entsprechende etatistische Illusion des »Arbeiterstaats« unaufgehoben weiter mit sich herumschleppt, den untergegangenen Staatssozialismus trotz aller Teilkritik weiterhin für eine versuchte historische »Alternative« zum Kapitalismus hält und gerade aus dieser schwachen Position heraus mit altmarxistischen Kategorien die »freiwirtschaftliche« Wirrköpfigkeit zu kritisieren sucht. Beides ist in Wahrheit gleichermaßen ein hilfloses Herumtigern hinter den Gitterstäben des warenförmigen Bewußtseins, das von der Fixiertheit auf die Geldvermittlung nicht loskommt.
Trotz aller vordergründigen Bedeutung kann es sich bei der Kritik der Geselhanischen geldpfuscherischen Utopie des »zinslosen Freigelds« nur um eine theoretische Marginalie handeln. Denn die ideologische Wendung gegen die »Zinsknechtschaft« ist nur eine ganz oberflächliche (geradezu im alten Sinne »kleinbürgerliche«) Erscheinungsform der allgemeinen bürgerlichen Reaktionsweise auf die zunehmende Krise des Geldes, die in der Vergesellschaftung der warenproduzierenden Moderne befangen bleibt und auch noch in ganz anderer Weise als bloß in Gestalt geldbastlerischer Konzepte bis tief in das subjektiv gesellschaftskritische Bewußtsein hineinreicht. Wenn das historische Erdbeben zu einem neuen Schub ansetzt (der sich in ganz unterschiedlichen Ereignissen bereits andeuten könnte, ob im Tschetschenien-Krieg oder in der Krise der mexikanischen Finanzmärkte), wenn also die relative »Stabilisierung innerhalb des Zusammenbruchs« sich nach der objektiven Seite hin wieder auflöst und eine neue Katastrophen-Runde beginnt, dann wird sich auch die Krise der theoretischen Reflexion weiter zuspitzen, und die subjektiven Fluchten in die Grenzgebiete und Tiefenschichten des Ware-Geld-Fetischismus werden umso bizarrere Regionen erreichen. Deshalb ist nicht nur die Analyse des objektivierten Krisenprozesses voranzutreiben, sondern auch das fetisch-konstituierte subjektive Bewußtsein verstärkt in diese Analyse einzubeziehen, um ihm wenigstens innerhalb der im strategischen Rückzug begriffenen Gesellschaftskritik die Ausflucht in jene Terrains zu erschweren, in denen sich der Ware-Geld-Fetischismus auf eine oft nicht leicht erkennbare Weise reproduziert.
Für diese Auseinandersetzung könnten zwei Stichworte zentrale Bedeutung erlangen: nämlich »Arbeit« und »Simulation«. Daß die Position der »Krisis« inzwischen in ihrer fortentwickelten Gestalt für eine radikale Kritik der modernen Arbeits-Ontologie steht und gerade dadurch den Arbeiterbewegungs-Marxismus aufheben will, ist unseren Leserinnen und Lesern durch etliche mehr oder weniger grundsätzliche Artikel bereits bekannt. Dieser gegen die »Arbeit« als solche gerichtete Aufhebungsdiskurs muß weitergeführt werden. Dabei ist sicherlich zu differenzieren. Es geht ja nicht bloß ums Wort, sondern um die Sache. Auch wenn die Abstraktion »Arbeit« keine ontologische, sondern eine historische, auf das warenproduzierende System beschränkte Kategorie ist, so gehen in die Auseinandersetzung darüber natürlich doch unterschiedliche Erfahrungen ein, nicht zuletzt durch den Ost-West-Gegensatz.
Während der ontologische »Arbeits«-Begriff für West-Marxisten ein ideologisches Heiligtum im Hinterkopf war, vor dem jede/r das obligatorische Lichtlein entzünden konnte, andererseits aber der reale Arbeitsprozeß immer schon als kapitalistisch bestimmter negiert werden mußte, ist die Affirmation des »Arbeits«-Begriffs im Osten wohl etwas komplizierter. Denn dort wurde das negative, abstrakte Moment der real existierenden »Arbeit« ja gerade unter seinem sozialistischen Vorzeichen praktisch erlebt (und entsprechend repressiv bzw. selbstrepressiv internalisiert), während aber gleichzeitig »lebensweltliche« Momente in das betriebliche Arbeitsleben eingingen, die eigentlich schon über die »Arbeit« und ihre Ontologie hinauswiesen: Aber eben nicht als Teil der offiziellen sozialistischen Wirklichkeit und als bewußt aufgenommene Transformationsperspektive, sondern umgekehrt als Unterlaufen dieser offiziellen Wirklichkeit, als Ausnutzen ihrer »Effizienz-Schwäche« (im Sinne der Wertverwertung), als bloßes »Notprogramm von unten« usw.
Von dieser noch ausstehenden Differenzierung abgesehen ist aber grundsätzlich davon auszugehen, daß die »Arbeits«-Ontologie in jedweder Version zu den letzten ideologischen und soziopsychischen Kasematten des warenproduzierenden Systems gehört, und die Verteidigung dieser falschen Ontologie demzufolge selber ein Kopfmoment der »Stabilisierung im Zusammenbruch«, eine hintere, tiefliegende Verteidigungslinie des modernen bürgerlichen Weltverständnisses genannt werden muß. Der ontologisierende, positive »Arbeits«-Begriff ist dabei sicherlich eine »old fashioned« Version des warenförmigen Bewußtseins, bürgerliches Urgestein sozusagen. Als solches ist er sowohl im marktradikalen Neoliberalismus als auch in der Silvio-Gesellerei und im Marxismus gleichermaßen aufzufinden.
Diesen Bewußtseinsformen eignet gemeinsam eine Verankerung im protestantischen Arbeitsfetischismus. Dazu gehören Verkniffenheiten, Knickrigkeiten und Engherzigkeiten aller Art, vor allem der Drang nach »Leistungsabrechnung«, Unterwerfung bzw. Selbstunterwerfung unter eine »abstrakte Allgemeinheit« (welchen Namens auch immer) und eine gewisse Lustfeindlichkeit (oder wenigstens Lustfremdheit). Vom ontologischen »Arbeits«-Begriff leitet sich auch letztlich der Wahn der »Identität« her, der für jegliche mörderische Interpretation anschlußfähig ist (wenn auch den gutwilligen marxistischen Arbeitsontologen nicht bewußt). Die »Arbeits«-Ontologie ist selber eine falsche soziopsychische »Identität«. Nicht zuletzt gehören dazu auch die Zwangsheterosexualität, der Geschlechtsfetischismus und die offene oder versteckte Abwehr radikalfeministischer Zumutungen (vgl. dazu das in »Krisis« 12 vorgestellte »Abspaltungstheorem« von Roswitha Scholz). Das »Arbeits«-Syndrom gehört durch und durch dem Systemterror der Wertvergesellschaftung an. Deswegen ist es auch eine contradictio in adjecto, eine Aufhebung der Warenform arbeitsontologisch begründen und herleiten zu wollen. Jegliche Ontologie der Arbeit, und sei es eine solche mit dem Anspruch radikaler Kritik des warenproduzierenden Systems, muß zurückmünden in die Ontologie von Wert, Ware und Geld; d.h. verflachen zu einer verkürzten Kritik der kapitalistischen »Mehrwert«-Aneignung innerhalb der Wert-Ontologie (womöglich in der Form einer ebenso utopischen wie technokratischen »Arbeitszeit«-Wertrechnung, und natürlich gestützt auf marxphilologische »Stellen«, wofür jetzt schon ein Register angelegt werden könnte).
Was hat aber mit alledem die »Simulation« zu tun? Gewissermaßen handelt es sich dabei um die (postmoderne) Kehrseite derselben bürgerlichen, warenförmigen Medaille. Auch »Simulation« steht für ein ganzes Syndrom von Theoremen, Ideologemen, »Haltungen« und Verhaltensweisen, die quasi spiegelverkehrt zur »Arbeits«-Ontologie erscheinen. Theoretisch handelt es sich dabei um Medienphilosophien (Paul Virilio z.B., vor allem aber Jean Baudrillard), um poststrukturalistische und dekonstruktivistische Ansätze, nicht zuletzt um einen damit vielfältig verwobenen und vielfach wiedergekäuten »Foucaultismus«, der in seinem Ursprungsland Frankreich und in den USA schon wieder abzuflauen scheint, während er im deutschsprachigen Raum wohl erst seinen Höhepunkt erreicht hat.
Soll das, was »Simulation« gesellschaftlich ist oder wofür sie steht, in einen politökonomischen Zusammenhang gebracht werden, dann muß in erster Linie das »fiktive Kapital« (Kasinokapitalismus, Staatskredit, Überziehungskredit) genannt werden. Die »ökonomische Basis« (ironisch gesprochen) ist heiße Luft, substantielles Nichts, und darauf erhebt sich das simulative Bewußtsein der millionenfachen letzten Mohikaner. »Simulation«, das ist die Dauerparty (auch die scheintheoretische), das Leben aus zweiter Hand (von Cyber-Sex und virtual reality bis zum perspektivlosen Geldeinkommen der »neuen Erben«); der Zwangshedonismus vor allem: Damit ist das allzu angestrengte, selber leistungs- und konkurrenzorientierte Moment an diesem sogenannten Hedonismus gemeint, der so lustbetont gar nicht ist, wie er sich gewöhnlich gibt. Auch die Lust ist bloß simuliert. In gewisser Weise steht all dies im Gegensatz zur old fashioned »Arbeits«-Ontologie, gewiß, aber ohne die bürgerliche Formbestimmtheit im mindesten zu durchbrechen.
Dieses Syndrom des ausflippenden warenförmigen Bewußtseins mag den protestantischen Arbeitsfetisch äußerlich negieren, verfällt aber bloß seiner Kehrseite und repräsentiert in seinem eigenen Zwangscharakter das von der Substanz abstrakter Arbeit entkoppelte Kapital, das in das Sterbezimmer der Scheinakkumulation eingefahren ist. Und wie es eine marginale, arbeitsontologische, old fashioned Version scheinradikaler Kritik geben kann, so ist auch eine postmoderne Version des Scheinradikalismus möglich, die von einem abstrakten Zwangshedonismus geleitet bloß das »fiktive Kapital« statt der alten Arbeits-Substanz hinter sich hat. Die »Wir wollen alles«-Ideologie der alten Situationisten und Operaisten mag dabei in Randbereichen mitspielen, parallel zum Ringelreihen der 90er Jahre oder vermischt damit. Unter den derart veränderten gesellschaftlichen Zuständen würde ein unvermitteltes Zurückgreifen auf ältere Ansätze radikaler Kritik, die das postmoderne Simulationsmoment noch unentbunden mitenthalten haben, den Anspruch der radikalen Kritik verlieren. Auch in dieser Hinsicht gilt, daß die Vergangenheit nicht wiederzukäuen, sondern zu transformieren ist. Der grassierende bühnenreife Zwangshedonismus seit den 80er Jahren droht heute auch dann affirmativ zu werden, wenn er sich linksradikal ausstaffiert. Da wäre es doch viel hedonistischer, sich diesen protestantischen Hochleistungs-Hedonismus nicht leisten zu müssen.
In doppelter Weise lügt sich der simulative Zwangshedonismus in die Tasche. Im Grunde rechnet er offensichtlich noch immer nicht ernsthaft damit, daß zwischen ihm und dem Schlaraffenland noch die Kleinigkeit der kapitalistischen Form, der Zusammenbruch und damit womöglich der Bürgerkrieg steht. Daß linke Berufshedonisten seit Rostock ein wenig Muffensausen haben, ändert nichts daran, daß sich einige von ihnen weiterhin wie Kinder zur Realität negativer Vergesellschaftung verhalten. Für ihresgleichen ist es immer noch unentschieden, ob die Knallerei draußen vom Silvesterfeuerwerk oder von den ersten Einschlägen der Artillerie herrührt. Auch wenn es um alles andere als um eine antikapitalistische Askese geht und der Lust auch im Hier und Jetzt ihr Recht werden soll, kann das krisenhafte Vermittlungsproblem dennoch nicht einfach ignoriert werden. Ein bloßer »Anspruch« wirkt lächerlich hilflos, wenn das Problem der gesellschaftlichen Transformation, ihrer Inhalte und Formen nicht geklärt, sondern bloß eskamotiert wird.
Zum andern droht sich der simulative Zwangshedonismus (soweit er radikaloppositionelle Ansprüche vertritt) trotz eines begrüßenswerten Antirassismus insofern verantwortungslos gegenüber den »anderen«, den Ausgegrenzten (global und im eigenen Umfeld), und gegenüber der ökologischen Zukunft zu verhalten, als er die Frage der Begrenzung und Verteilung der Ressourcen nicht oder nur schwach thematisiert: also all das, was strukturell »hinter« Erscheinungen wie Rassismus, Ethnizismus, Asylgesetzgebung usw. steht.
Damit soll nicht unterstellt werden, daß hier einfach offener Zynismus herrscht und keinerlei sozialökologische Reflexion vorhanden wäre. Aber was soll das denn konkret heißen: »Wir wollen alles«? WER kann WAS wollen, wenn alle Zusammenhänge wirklich einbezogen werden, wenn die Waren nicht mehr schön verpackt und zusammenhangslos auf den Verkaufstischen liegen? Auch in dieser Hinsicht fehlt die konkrete Vermittlung, die einsichtig differenziert zwischen der Abwehr konservativer Verzichtsideologie und einem abstrakten und unvermittelten »Habenwollen« (G. Jacob) des bloß enthemmten simulativen Bewußtseins, das gar nicht mehr fähig und willens ist, die konkret-sinnlichen Vermittlungen anders als bloß oberflächlich zu reflektieren.
Nur die virtual reality der fiktiven Räume ist grenzenlos. Das entgrenzte Bewußtsein ist nichts anderes als das letzte Stadium, der Todesprozeß der gesellschaftlichen Warenform. Das äußert sich innerhalb wie außerhalb der Gesellschaftskritik wiederum in doppelter Weise. Erstens als Beliebigkeitsideologie: »anything goes«. Diese Metapher führt bekanntlich schnurstracks zu »Rien ne va plus«. Der neurasthenische Charakter der warenförmigen Beliebigkeit kann nicht in Emanzipation münden. Der Yuppie, der Konsumidiot (und sei es der frisches Gras verlangende), der Zapper, der Design-Fetischist: wo sollte hier jemals transzendierendes Bewußtsein sichtbar werden? Eher noch wird die Kuh Arien singen. Die Bewußtseinsform der Beliebigkeit hat keinen ideellen Überschuß, sie kann die Welt nur noch als Supermarkt wahrnehmen. Der Beliebigkeitsmensch ist der Kreditkartenmensch, dessen Reflexions- und Handlungsfähigkeit per definitionem in seiner Karte steckt.
Wenn es richtig ist, daß niemand in der Karikatur völlig aufgeht, die das totale Warensystem aus ihm gemacht hat, dann bleibt immer noch die Frage, wo an den Menschen denn das »Nichtidentische« (Adorno) zu suchen wäre: an der Beliebigkeitsmaske sicher nicht. Es ist jedenfalls wenig Transzendierendes an Leuten zu entdecken, die womöglich noch stolz darauf sind, daß sie sich auf nichts mehr konzentrieren können; Leute also, die nicht einmal den Dingen mehr ihr Recht geben können, nicht einmal im Konsum, und denen sich alles durch ihre Berührung – nicht in Gold verwandelt wie noch dem König Midas, sondern bestenfalls in Pappe oder Plastik. Ist es nicht arg abwegig, solche Verhaltens- und Bewußtseinsformen, die gerade dasjenige repräsentieren, was an den Menschen in der totalen Warenform aufgeht, mit radikaler Kritik verheiraten zu wollen? Droht der Beliebigkeitsmensch nicht gerade durch die Beliebigkeit selber entweder zum Opfer oder zum Täter einer neuen Barbarei zu werden? Oder jenem »Aufstand der Dinge« zu erliegen, von dem schon vor langer Zeit der eher konservative Schriftsteller Erich Kästner gesprochen hat, und sei es einem Aufstand der gequälten Materie in Gestalt irgendeiner neuen Seuche, die dem Abstraktionsterror der warenförmigen Welt-Manipulation entspringt?
Zweitens erscheint diese Haltung als Verkehrung der ästhetischen Kritik. Daß die Trennung von Kunst und Leben, wie sie die Moderne hervorgebracht hat, wieder aufgehoben werden solle, war schon eine Forderung der Frühromantik. Damit kann sich auch eine »fundamentale Wertkritik« grundsätzlich einverstanden erklären: Die »Sphärentrennung« durch die warenförmige Vergesellschaftung der Moderne, die alle Lebensäußerungen zu getrennten Funktionssphären des Verwertungsprozesses degradiert, sie in bloße »Subsysteme« verwandelt, muß Gegenstand radikaler Kritik werden. Insofern auch »Ende der Kunst« oder »Aufhebung der Kunst«. Aber wie herum soll das denn gehen? Daß zusammen mit der Entästhetisierung, Verhäßlichung und Unbewohnbarkeit der Welt durch die totale Ware-Geld-Beziehung »daneben«, neben der Lebenswelt, als gesonderter und abgegrenzter Bereich, das »Kunstschöne« entstand (und sofort selber Warenform annahm, Preise und Spekulationspreise): Nach welcher Richtung soll dieser Zustand aufgelöst werden? Denn auch dies kann vermittelt oder wiederum in falscher Unmittelbarkeit geschehen. Das Problem ist auf eine einfache Formel zu bringen: Auflösung der Ästhetik (Kunst usw.) in die Lebenswelt – oder umgekehrt Auflösung der Lebenswelt in die Ästhetik? So ähnlich hat das Günther Jacob (Autor von Spex, Konkret, Edition ID-Archiv etc.) einmal formuliert. Das erstere wäre die durchaus nicht leichte Vermittlung durch die theoretische und praktische Kritik der Warenform hindurch, das letztere dagegen der hoffnungslose Versuch, in der simulativen Scheinwelt die existentiellen Probleme verschwinden zu lassen, die unaufgehobene Krisenrealität durch Ästhetisierung schmerzunempfindlich zu machen: kompatibel mit der herrschenden Warenform (solange noch ein wenig Spielgeld in der Tasche klimpert) und übrigens auch anschlußfähig für eine Asthetisierung des Schreckens, die noch nicht einmal mehr Schauder erregen kann, sondern als Pullover- und Wäschereklame von Benetton dem »Weltbanalen« (Erich Kästner) verfällt. Statt »Aufhebung« also »Warenästhetik« (W F. Haug).
»Arbeit« und »Simulation« (im weitesten Sinne von Beliebigkeit, ideellem Recycling, falscher Ästhetisierung, »Leere der Zeichen« bis zum Behebigwerden sogar des Hakenkreuzes) sind also die beiden Seiten derselben warenförmigen Medaille. Beide Seiten befinden sich in keinem guten Zustand mehr. Es ist notwendig, sich dieser falschen, systemimmanenten Alternative zu verweigern. Die Arbeitsfetischisten werden diese Position wegen postmoderner Unzucht anklagen, die Simulations-Fans sie des Konservatismus zeihen. Die zwangshedonistische Neo-Neo-Linke ist nicht unbedingt besser als die arbeitsontologische des bemoosten Marxismus oder die demokratisch langweilige der habermasianischen Realos; und sie droht Teil des allgemeinen Simulationstheaters unter dem Zeichen des fiktiven Kapitals zu werden: »Linksradikalismus auf dem Laufsteg« womöglich? Der ganze alte marxistische Plunder bleibt dabei völlig unaufgehoben und unaufgearbeitet. Aber das ist ja bloß die nicht mehr ganz neue underwear, darüber trägt man den modernsten, linksradikal aufgemotzten foucaultistischen und dekonstruktivistischen Designer-Trendanzug.
Damit soll die »Foucaultistische Linke« ebensowenig wie der Dekonstruktivismus als theoretisches Feindbild aufgebaut werden; im Gegenteil ist es durchaus möglich, aus diesem Kontext heraus zu einer Kritik der Wertvergesellschaftung zu gelangen. Aber die brauchbaren Ansätze des Dekonstruktivismus bleiben verschenkt, wenn sie nicht dazu genutzt werden, in den für manche vielleicht sauren Apfel einer »Dekonstruktion des Marxismus« zu beißen: d.h. mit Hilfe (nicht nur, aber auch) der Dekonstruktion zu einer »Aufhebung des Marxismus« zu gelangen, zu einer Reformuherung radikaler Gesellschaftskritik, zu einer konkreten Durchdringung der modernen Fetisch-Konstitution. Dieses Potential könnte im dekonstruktivistischen Ansatz schlummern, aber es wird nicht erweckt, solange dieses Denken der »Simulation« verhaftet bleibt. Im Extremfall wird diese Verkürzung bloß darauf hinauslaufen, das Schlechte und Katastrophale der gesellschaftlichen Wirklichkeit dadurch eskamotieren zu wollen, daß man aus dem Designer-Biedermeier heraus mit scheinradikalem (und heimlich auf Markterfolg erpichten) Gestus bloß die Wirklichkeit dieser Wirklichkeit anzweifelt, solange man noch nicht selber »wirklich« blutet.
Zuviel der Polemik? Vielleicht handelt es sich eher um Notwehr aus einer Position heraus, die zwischen dem versteinerten Altmarxismus bzw. dessen zum Realismus verelendeten Verfallsgestalt einerseits und der dekonstruktivistischen Modesimulation andererseits eingeklemmt zu werden droht. Deswegen soll keineswegs jede und jeder von vornherein abgestempelt werden, jede Überlegung von anderen sofort in einer vermeintlich passenden Schublade verschwinden. Es geht durchaus auch um Differenzierung, und gerade dem dekonstruktivistischen Moment soll sein Recht gelassen werden, aber eben nur in Verbindung mit einer expliziten Kritik der Warenform und einer durchzuhaltenden Aufhebungsperspektive. Deshalb gilt es, sowohl gegen die »Arbeit« als auch gegen die »Simulation« Maßstäbe für die Auseinandersetzung zu entwickeln. In diesem Sinne sind auch die Aufsätze dieser 15. Ausgabe der »Krisis« zu verstehen.
Roswitha Scholz bemüht sich in ihrem Essay »Die Maske des roten Todes – Kasinokapitalismus, Frauenbewegung und Dekonstruktion«, die oben angedeutete Fragestellung anhand der aktuellen Entwicklung im feministischen Theorie-Spektrum aufzuwerfen. Dabei geht es ihr weniger um eine innertheoretische Auseinandersetzung, als vielmehr um den Versuch, den zeitgeschichtlichen Hintergrund der dekonstruktivistischen Mode zu erhellen, die einschlägigen theoretischen Ansätze (vor allem der US-Autorin Judith Butler) in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Entwicklungen bzw. Erscheinungsformen des Massenbewußtseins zu bringen und die Gründe für das noch anhaltende begierige Aufgreifen dekonstruktivistischer Konzepte kritisch zu beleuchten. Nach eigenem Bekunden und nach Diskussionen außerhalb der »Krisis«-Redaktion würde die Autorin den Text heute etwas anders schreiben, da sie befürchtet, daß ihre zugespitzte Kritik am postmodernen Hedonismus womöglich als konservativen Tendenzen zuträglich mißverstanden werden könnte. Auch in der »Krisis«-Redaktion ist dieser Essay keineswegs unumstritten. Die Frage ist eben, ob im dekonstruktivistischen Ansatz trotz seiner immanenten Gefährdungen nicht wie so oft in der Theoriegeschichte auch noch andere, kritische und emanzipatorische Entwicklungsmöglichkeiten enthalten sind, indem er die »Künstlichkeit« der geschlechtlichen Zwangsidentitäten als Problem aufwirft, ohne freilich zur gesellschaftlichen Formbestimmung durchzudringen.
Der zweite größere Aufsatz, der ein in gewissem Sinne verwandtes Problem behandelt, nämlich die Ästhetik, nähert sich seinem Gegenstand in ganz anderer Weise und auf einer anderen Ebene. Anselm Jappe setzt sich in seinem Text »Sic transit gloria artis – Theorien über das Ende der Kunst bei Theodor W Adorno und Guy Debord« mit der Krise der (künstlerischen) Avantgarde auseinander, der durch den Sog der Wertvergesellschaftung jene kritische Funktion entzogen worden ist, die sie noch um die Jahrhundertwende zu besitzen schien: freilich auch damals nur im Sinne der »Formzertrümmerung« auf dem Weg der negativen Wertvergesellschaftung selbst. Jappe zeigt dabei, wie Adorno und der in Deutschland wenig rezipierte Debord (der dafür in Frankreich und Italien umso größeren Einfluß hatte) trotz unterschiedlichster Auffassungen und Resultate denselben Vorgang mit einer ähnlichen Intention beschreiben: »Kulturindustrie« (Adorno) bzw. »Spektakel« (Debord) vollenden in sich die warenförmig gesetzte Entfremdung. Daß Adorno gerade in der Getrenntheit der Kunst eine letzte Protest- und Kritikmöglichkeit gegen die »Sozialpartnerschaft zur Barbarei« sieht, und sich damit zur Passivität verdammt, während Debord umgekehrt verlangt, die bereits tote Kunst müsse ins Leben aufgehoben werden, und sich damit der Gefahr aussetzt, die reale Aufhebung durch eine ästhetisch simulierte zu ersetzen (was für einige Aktionen der Situationisten wohl auch zutrifft): Dieses aufscheinende Dilemma verweist auf die Schwierigkeit der Aufgabe. Daß jedenfalls eine radikale Gesellschaftskritik auch heute nicht auf das..politisch-ökonomische Moment beschränkt sein kann, sondern das Asthetische einbeziehen muß, zeigt der Text von Jappe gerade durch seinen Rückgriff auf die Kunstdebatte seit den 50er Jahren. Freilich geht es nicht um eine Ästhetisierung der Ökonomie, sondern um ihre Abschaffung – und gerade dadurch um die Aufhebung einer ästhetischen Sonderexistenz. Die Schärfe dieses Gegensatzes ist heute vielleicht deutlicher sichtbar als in den 50er und 60er Jahren.
Unfreiwillig ist dieser Aufsatz ein Nachruf geworden: Ende November 1994 hat sich Guy Debord das Leben genommen. Daß in Deutschland lediglich in der »taz« ein noch dazu eher herablassender Nachruf erschien, der in keiner Weise der Bedeutung Debords gerecht wird, gibt der theoretischen Auseinandersetzung, wie sie Jappe hier in der »Krisis« vorlegt, einen zusätzlichen Rang.
Zwei weitere Aufsätze der vorliegenden »Krisis«-Ausgabe befassen sich mehr mit dem anderen Pol unseres Gegenstands der Kritik, also mit der »Arbeit« und ihrer falschen, fetischistischen Ontologie. Robert Kurz erweitert in seinem Aufsatz »Postmarxismus und Arbeitsfetisch – Zum historischen Widerspruch in der Marxschen Theorie« seine in früheren Texten bereits angelegte Kritik der Arbeits-Ontologie durch eine explizite Auseinandersetzung mit dem »doppelten Marx«: Marx als immanenter Modernisierungstheoretiker einerseits und als radikaler Meta-Kritiker der Moderne andererseits. Dieser Widerspruch im Zentrum der Kritik der Politischen Ökonomie läßt sich exemplarisch an der Ambivalenz des Marxschen »Arbeits«-Begriffs entfalten. Einerseits affirmiert und ontologisiert Marx die »Arbeit«, weil er sich nur dadurch mit der Arbeiterbewegung als historischer Modernisierungsbewegung vermitteln kann, andererseits legt er selber (und stellenweise sogar explizit) einen Bruch mit der Arbeitsontologie nahe. Dieser Widerspruch ist kein Produkt »falschen Denkens«, sondern ein Resultat der historischen Ungleichzeitigkeit innerhalb der Marxschen Theorie selbst, die erst heute aufgelöst werden kann.
Der hier vorliegende Text überschneidet sich geringfügig mit dem Referat »Der doppelte Marx«, das der Verfasser im Wintersemester 1993 beim Kasseler Symposium »Kritische Philosophie gesellschaftlicher Praxis« gehalten hat und das in einem Sammelband zu diesem Symposium Anfang 1995 erscheinen soll; außerdem enthält der Text längere Passagen, die aus dem Beitrag »Fetisch Arbeit« für den Sammelband »Der Marxismus in seinem Zeitalter« (Reclam Leipzig, 1994) aus Platzgründen gestrichen werden mußten. In den Schlußteil wurde eine überarbeitete Argumentation aus einer im »Krisis«-Rundbrief Anfang 1994 erschienenen internen Polemik aufgenommen. Die Intention war, die umstrittene Position einer grundsätzlichen Kritik der »Arbeits«-Ontologie im Marxschen Kontext kohärenter darzustellen, als es bei den beschränkten Publikationsmöglichkeiten anderswo möglich sein konnte.
Den Gedanken vom »doppelten Marx« greift Udo Winkel in seinem Text über Rosa Luxemburg unter dem Titel »Marx hat uns im voraus überholt – Rosa Luxemburg nach 75 Jahren« wieder auf. Er zeigt, daß Rosa Luxemburg zu den wenigen TheoretikerInnen des Arbeiterbewegungs-Marxismus gehört hat, in deren Denken das Problem von Immanenz und Transzendenz aufscheint, das in der doppelbödigen Marxschen Theorie enthalten ist. Rosa Luxemburg ist dabei so weit gegangen, die zukünftige Aufhebung der Politischen Ökonomie als solcher zu propagieren: Ein Gedanke, dem die Marxisten nicht folgen konnten und für den sie ebenso gerüffelt wurde wie für ihre berühmte Zusammenbruchstheorie, die in Wirklichkeit auch heute noch (oder vielmehr überhaupt erst heute) interessante Momente enthält. Rosa Luxemburg wurde nach ihrem Tod für den Staatssozialismus jeglicher Couleur zur Galionsfigur und Märtyrerin, praktisch war sie zu Lebzeiten immer ein Ärgernis und theoretisch blieb sie es über den Tod hinaus: »Die Genossin Luxemburg bringt alles durcheinander«, so hieß es immer wieder von denen, die nicht so weit denken konnten. Der Text von Udo Winkel ist aus einem Referat hervorgegangen, das der Autor zum 1. Mai 1994 gehalten hat.
Auf ein mehr empirisches Gebiet führt der Artikel »Die globale Gesamtfabrik – ein irres Unternehmen« von Norbert Trenkle. Dieser Text befaßt sich mit der Analyse des kapitalistischen Globalisierungsprozesses und seiner inneren Widersprüche. Die globale Gesamtfabrik bringt nicht nur neue Krisenpotentiale hervor, sie ist auch weit davon entfernt, zu einer Entflechtung und Dezentralisierung der Reproduktion zu führen, wie es die Apologetik des öfteren behauptet. Im Gegenteil handelt es sich um eine neue Qualität der Kapitalkonzentration über die Grenzen der alten Nationalökonomien hinweg. Die andere Frage ist, ob und wie die neuen Technologien, die Träger der Globalisierung sind, nicht in Widerspruch zu ihrer Formbestimmtheit durch das warenproduzierende System treten; vor allem aber: Inwieweit sie für eine nicht mehr warenförmige Reproduktion nutzbar zu machen sind und erst in diesem Zusammenhang wirklich ihr Potential für eine Dezentralisierung entfalten können.
Der Text von Norbert Trenkle leitet damit über zu einer Fragestellung, wie sie für die »Krisis« in Zukunft stärkeres Gewicht bekommen soll: Wie kann eine Aufhebung der Warenform im Makro- wie im Mikrobereich der Gesellschaft konkret gedacht werden – jenseits aller falschen Allgemeinheits-Zumutungen (d.h. nicht mehr als vermeintliche »Verwirklichung« eines neuen »Prinzips« abstrakter Allgemeinheit)? Diese von Adorno in der »Negativen Dialektik« streckenweise vorausgedachte Herangehensweise an eine wirkliche Aufhebung der Warenform läßt sich erst unter den heutigen neuen Krisenbedingungen konkretisieren. Es ist geplant, einige der nach kritischer Diskussion überarbeiteten einschlägigen Beiträge des erwähnten »Krisis«-Seminars vom Dezember 1994 in den kommenden Ausgaben der »Krisis« zu veröffentlichen. Vielleicht ist es möglich, darüber eine breitere und kontroverse Debatte zur »Aufhebungs«-und »Praxis«-Frage zu eröffnen, die sich nicht mehr aus den Beständen des »kalten Krieges« im arbeitsontologischen alten Marxismus munitioniert.
Zuletzt noch einige Worte in eigener Sache, zur Zukunft der »Krisis«. Unsere Leser werden sich vielleicht wundern, daß die »Krisis« 15 schon relativ kurz (für unsere Verhältnisse) nach der Nr. 14 erscheint. Das soll auch so bleiben. Wie schon im Editorial der »Krisis« 14 kurz angedeutet, soll die Zeitschrift, die bis jetzt eher ein Jahrbuch war, in Zukunft tatsächlich häufiger erscheinen: vorerst dreimal im Jahr. Ob das durchzuhalten ist, wird sich zeigen. Einen Versuch ist es wert, zumal das Interesse an der von der »Krisis« vertretenen Position steigt. Voraussetzung für den neuen Turnus ist einerseits, daß das thematische Spektrum einer neuen Gesellschaftskritik (von der Aufarbeitung des Marxismus bis zur Analyse der Finanzmärkte, von der Krisentheorie bis zur Ästhetik) und die Auseinandersetzung mit anderen Positionen auch durch qualifizierte Autorinnen und Autoren getragen werden können. Dabei soll auch versucht werden, den Diskurs mit Personen und Gruppen außerhalb Deutschlands fruchtbar zu machen. Natürlich wird dann auch die Produktion des bisherigen allzu kleinen Autorenstamms nicht zum Stillstand kommen. Insgesamt sehen wir von daher gute Chancen, dem gestiegenen Interesse durch eine höhere Frequenz des Erscheinens entgegenkommen zu können.
Andererseits hat dieser Versuch natürlich auch Voraussetzungen nicht bloß »inhaltlicher« Art, die in der herrschenden Gesellschaftsform als »Marketing« im weitesten Sinne zu bezeichnen wären. »Steigendes Interesse« heißt nicht von selbst auch »steigender Verkauf« oder »steigende Abonnements«. Tatsächlich verhält es sich so, daß wir zwar immer ein paar mehr neue Abos bekommen als Abbestellungen durch zornbebende vergrätzte Altmarxisten. Aber beides bewegt sich im Mikrobereich. Außerdem ist der Verkaufszeitraum viel zu weit gedehnt, als es für ein häufigeres Erscheinen gut sein kann. Für eine Theoriezeitschrift ist das heutzutage normal, aber das hilft uns auch nicht weiter.
Die Frage wird auch sein, ob das Umfeld der »Krisis« und der bisherige Stamm von Abonnentinnen und Abonennten den neuen Turnus mittragen. Das betrifft einmal die Frage, ob sich der eine oder die andere nicht doch zu einem vielleicht schon lange geplanten Artikelprojekt, zu einer Rezension oder wenigstens zu einem Leserbrief aufraffen kann – also die inhaltliche Unterstützung. Das betrifft zweitens die Frage, ob die »Krisis« bloß individuelle Lektüre bleibt, oder ob sich auch mehr als bisher so etwas wie »Lese- und Diskussionszirkel« bilden, die mit der Redaktion Kontakt aufnehmen und vielleicht auch »Krisis«-Seminare mittragen können, und ob nicht über die passive Lektüre hinaus sowohl Einzelne als auch Gruppen sich durch »Mundpropaganda« und Abo-Vermittlung im persönlichen Umfeld direkt in die Werbung einschalten könnten – also die organisatorische Unterstützung. Und das betrifft drittens die heikle Frage, die für manche gebrannten Kinder der alten linken Sektenbewegungen fast schon tabu und in unserem Zusammenhang bis auf wenige Ausnahmen fast schon etwas eingeschlafen ist, ob nicht der eine oder die andere über die Abo-Zahlung oder den Mitgliedsbeitrag im »Förderverein Krisis« hinaus unserem Projekt auch durch einmalige Geldspenden oder regelmäßige Förderbeiträge helfen kann – also die finanzielle Unterstützung (vgl. dazu die Mitteilung in eigener Sache). Daß man über Geld nicht redet, sondern es hat: Diese postmoderne Devise gilt für die »Krisis«-Macher leider nicht, und hinsichtlich der gewachsenen Aufgaben weniger denn je. Bisher sind wir, sagen wir es ruhig so deutlich, einfach zu »deppert« und zu heikel gewesen, die Frage der finanziellen Unterstützung auf den Tisch zu bringen, wenn nicht jemand, was natürlich an den Fingern einer Hand abzuzählen ist, geradezu von sich aus die Initiative ergriffen hat. Daß auf diese Weise nicht nur die Träume von einem zukünftigen »Krisis«-Institut (mit Büro, Fax, Archiv, Bibliothek, Konferenzräumen etc.) Träume bleiben müssen, sondern auch das publizistische Projekt selber nicht so recht vom Fleck kommen kann, versteht sich von selbst.
In diesem Sinne ist also eine dreifache Bitte auszusprechen: an die Leserinnen und Leser aus dem Freiverkauf, sich zu einem Abonnement zu entschließen; an die Abonnentinnen und Abonnenten, dies auch bei häufigerem Erscheinen zu bleiben und selber ein wenig zu werben; an alle, die »Krisis« mit finanziellen Beiträgen im Rahmen ihrer Möglichkeiten stärker als bisher zu unterstützen.
Robert Kurz für die »Krisis«-Redaktion, Mitte Januar 1995