Peter Samol
Die seltsame Fassung des Begriffs der „unproduktiven Arbeit“ von Robert Kurz und wie er sich als Reaktion auf die Kritik daran in einen noch tieferen Schlamassel begeben hat
Beitrag 4/2013
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Zusammenfassung
Die Abnahme der wertproduktiven und die gleichzeitige Zunahme der wertunproduktiven Arbeit ist eine von mehreren Ursachen für die Krise, in die der Kapitalismus in seiner Spätphase unweigerlich gerät. Um dieses Phänomen zu analysieren, ist eine exakte Bestimmung der Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit unerlässlich. Damit hat sich auch der wertkritische Theoretiker Robert Kurz in mehreren Aufsätzen befasst. Bei ihm hat diese Unterscheidung im Laufe von zwei Jahrzehnten jedoch einen Wandel durchgemacht, durch den sie eine grundlegende Änderung ihres Bedeutungsgehaltes erfuhr. Am Ende siedelte Kurz diese Unterscheidung auf einer völlig anderen Analyseebene an als Marx.
Während es für Marx zur Bestimmung der produktiven Arbeit entscheidend ist, ob und wie eine Arbeit jeweils Anteil an der Warenproduktion durch das Kapital hat, gelangt Kurz zu der Auffassung, dass allein eine Betrachtung der Warenzirkulation eine saubere Grenzziehung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit erlaubt. Nun kann aber mit Marx gezeigt werden, dass der Wert der Arbeitsprodukte nach ihrer Realisation beim Kapital verbleibt und die Zirkulation mithin gar nicht die ihr von Kurz zugedachte Rolle bei der Begriffsbestimmung spielen kann. Darüber hinaus krankt die Kurz’sche Position an einer tautologischen Begriffsbestimmung, in welcher produktive Arbeit durch sich selbst erklärt wird. Damit nicht genug, baut Kurz die fragwürdige Tautologie schließlich noch weiter aus, wobei sie am Ende nicht nur jeden anderen Erklärungsansatz beiseite drängt, sondern auch selbst gar nichts mehr zu erklären im Stande ist. Gegen diesen Weg in die Sackgasse wertkritischer Theoriebildung wird in diesem Aufsatz Stellung bezogen.