Völlig unerwartet und überraschend ist unser Weggefährte Bernd Czorny Ende Januar 2019 für immer von uns gegangen. Bernd war nicht nur einer der Aktivsten von uns in Sachen gesellschaftskritischer Theoriebildung, er war auch immer daran interessiert, sich einzubringen und Neues von anderen aufzunehmen. Neben dem Lesekreis Wert-Abspaltungskritik in Dresden, den er mitgegründet und über Jahre organisiert und mit seinen Beiträgen bereichert hat, engagierte er sich auch in weiteren politischen Zusammenhängen, die sich um konkrete Themen der aktuellen Politikgestaltung kümmerten, insbesondere bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dresden.
Bernds besonderes Interesse galt der Theorie vormoderner Bewusstseinsformen, insbesondere bezüglich des Zeitbegriffs, der bekanntlich in der kapitalistischen Gesellschaft eine grundlegende Wendung vollzieht. In Bernd verlieren wir einen Mitstreiter, der stets bereit war voranzugehen, neue Türen zu öffnen und uns in Diskussionen voranzubringen, einen Menschen, der stets aufmerksam zuzuhören und auch konträre Standpunkte ehrlich zu prüfen wusste, zugleich in Diskussionen immer einen inneren Kompass besaß, um, egal von wem und mit welchem Pathos vorgetragene Gedankengespinste auf den Boden der Tatsachen zurückzuführen. Seine aufwändig recherchierten und bedachtsam formulierten Beiträge für die Zeitschrift exit!, für unseren Lesekreis und auch für die Initiative Grundeinkommen Dresden und Umgebung wurden und werden von allen Rezipient/inn/en hoch geschätzt und sie werden ihn lange überleben. Wir verabschieden uns von einem wertvollen Weggenossen und wir werden ihn in unseren Herzen wie in unserem Verstand bewahren:
Nach dem Tode. – Wir finden es gewöhnlich erst lange nach dem Tode eines Menschen unbegreiflich, daß er fehlt: bei ganz großen Menschen oft erst nach Jahrzehnten. Wer ehrlich ist, meint bei einem Todesfalle gewöhnlich, daß eigentlich nicht viel fehle und daß der feierliche Leichenredner ein Heuchler sei. Erst die Not lehrt das Nötigsein eines einzelnen, und das rechte Epitaph ist ein später Seufzer.
Adieu Bernd.
Markus Winterfeld
Richard Aabromeit
Steffen Kaiser
Jan Ackermann
Dr. Tino Heim