04.11.2020 

Buchvorstellung: Die Leistungsdiktatur

In unserer kapitalistisch verfassten Gesellschaft beherrscht das Leistungsprinzip das gesamte Leben. Wie das konkret aussieht, wird im Buch ausführlich in Form eines Gangs durch sämtliche Lebensphasen, die ein Mensch hier durchläuft, geschildert.

Samol, Peter:
Die Leistungsdiktatur
Wie Konkurrenzdruck unser Leben zur Hölle macht
2020
234 Seiten, kartoniert
Schmetterling Verlag
ISBN 3-89657-196-6
16,80 EUR


Die Corona-Krise wird Gesellschaft und Ökonomie nachhaltig schädigen und entzweien, neue Technologien und Organisationsformen vorantreiben, die menschliche Arbeit überflüssig machen, die soziale Kontrolle steigern, die Altersarmut langfristig befeuern und in der Konsequenz die Diktatur des Leistungsdenkens und das Wetteifern um die verbliebenen «Plätze an der Sonne» auf die Spitze treiben. Dass diese Entwicklung jedoch kein Produkt einer «Naturkatastrophe» (Markus Söder) ist, sondern nur der vorläufige Höhepunkt einer fast zwangsläufigen Entwicklung des Spätkapitalismus zeigt das aktuelle Buch von Peter Samol.
Schon vor Corona standen wir stets unter dem Zwang, uns mit unseren Mitmenschen zu vergleichen und in der Konkurrenz mit ihnen zu bestehen. Für manche beginnt das Leid bereits in frühester Kindheit, sofern sie das Pech haben, sehr ehrgeizige Eltern zu haben. Und am Ende wird mit sterblichen Überresten zuweilen sehr ruppig umgegangen, sofern die Betroffenen in ihrem Leben nicht gewisse Mindeststandards erfüllt haben und demzufolge nicht genügend Geldmittel für ein würdiges Begräbnis zur Verfügung stehen. Was sind die Ursachen für diese Missstände? Im Kern liegen sie darin, dass in kapitalistischen Gesellschaften die erträglichen Arbeitsmöglichkeiten laufend weniger werden, indem sie entweder ganz verschwinden oder durch schlechte Beschäftigungsgelegenheiten ersetzt werden. Neue Technologien, neue Organisationsformen oder auch nur eine schlichte Änderung des Massengeschmacks können über Nacht jede hart erarbeitete Position sowie sämtliche erworbenen Qualifikationen wertlos machen. Als einziges Rezept dagegen wird den Menschen empfohlen, sie sollten sich noch mehr anstrengen, noch härter arbeiten und noch intensiver miteinander konkurrieren. Wer sich angesichts dieser absurden Lage gar nicht erst bemüht, soll die Folgen ihres bzw. seines mangelnden Einsatzes deutlich in Form von Armut und Marginalisierung zu spüren bekommen.
Einen Ausweg aus dieser sich ständig beschleunigenden Tretmühle gibt es letztlich nur, wenn wir die Arbeitsgesellschaft mitsamt ihrer Leistungslogik hinter uns lassen. Unsere Gesellschaft braucht deshalb eine grundlegende Änderung, die weit über kosmetische Maßnahmen hinausgeht.

Inhalt:

 

Vorwort

Einleitung

Das Leben in der Leistungsdiktatur

Von der Geburt bis zum Bildungsabschluss: Die Zurichtung junger Menschen für den Arbeitsmarkt

Der Weg in die Arbeitswelt: Die Bewerbungsprozedur

Exkurs: Berühmt werden als Alternative zur Ochsentour?

Endlich in der Tretmühle: Das Normalarbeitsverhältnis

Zeitarbeit, Minijob und Co.: Prekäre Arbeitsverhältnisse

Der Sozialstaat als Erziehungsanstalt

Endstationen

Von der Arbeitsgesellschaft zurLeistungsgesellschaft

Was ist eigentlich „Arbeit“?

Was ist „Leistung“?

Schlussbetrachtung

Danksagung

Literatur

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Rezensionen:

Gerd Büntzl (Graswurzelrevolution):  Die Hölle des Konkurrenzsystems
Hermann Engster (Streizüge): Rezension zu Die Leistungsdiktatur