von Julian Bierwirth
In den 1970er-Jahren sorgte die Studie zu den Grenzen des Wachstums für einiges Aufsehen. Sie entstand aus dem Umfeld des Club of Rome1 und wurde herausgegeben von einer Reihe von Expert*innen unterschiedlicher wissenschaftlicher Fachrichtungen. Sie schlug ein wie eine Bombe: In einer endlichen Welt, so stellten die Wissenschaftler*innen fest, sei ein grenzenloses Wachstum schlechterdings nicht vorstellbar. Politisch forderten die Autor*innen zweierlei: eine Begrenzung des Wirtschafts- und eine Reduktion des Bevölkerungswachstums. Während die Kritik am Wirtschaftswachstum politisch letztlich völlig folgenlos blieb und das Wachstum der kapitalistischen Weltmaschine als sakrosankt gilt, war und blieb die Begrenzung des Bevölkerungswachstums ein beliebtes Thema in weltpolitischen Debatten. Es kam, insbesondere in den 1980er und 1990er Jahren, zu vielfältigen bevölkerungspolitischen Maßnahmen, um die Bevölkerung in Afrika, Asien und Lateinamerika einzuhegen.2
Die Studie beeinflusste damit zwei wichtige Brüche in der Öffentlichkeit der 1970er-Jahre. Zum einen die Ökologiebewegung, die plötzlich Argumente gegen die fortschreitende Zerstörung des Planeten an die Hand bekam und zu einer relevanten gesellschaftlichen Kraft wurde. Andererseits gab sie auch der institutionalisierten Entwicklungspolitik neue Anstöße, da sie auf die Grenzen nachholender Modernisierung verwies und zudem das Problem einer vermeintlich drohenden Überbevölkerung auf die entwicklungspolitische Agenda setzte.
Theoretisches Rüstzeug der Studie ist eine recht abstrakte, den Naturwissenschaften entlehnte Systemtheorie, in der verschiedene Aspekte der ökologischen und ökonomischen Verhältnisse jeweils als eigenständiger Systemzusammenhang dargestellt und im Anschluss miteinander verbunden werden. Ökonomische Kennziffern werden dabei, wie wir noch sehen werden, deskriptiv wahrgenommen und gänzlich unproblematisiert dargestellt (vgl. CoR I, S. 77ff.). Vom Anspruch der Autor*innen her sollen zudem Preise in dem Modell nicht berücksichtigt werden, vielmehr versuchen sie, die Argumentation auf einer rein stofflich-energetische Ebene zu führen und damit die Gesellschaftlichkeit der Problemlagen auszublenden. Dieser für naturwissenschaftliche Ansätze nicht untypische phänomenologische Ansatz hat jedoch seine Tücken, denn in den Regelkreisläufen kann nur ausgedrückt werden, was mathematisch darstellbar ist. Dies führt, wie wir noch sehen werden, zu theoretischen und praktischen Inkonsistenzen. Denn die inneren Wirkmechanismen der modernen Warenproduktion bleiben in der Modellbildung unsichtbar. Das gilt umso mehr, als dass die Autor*innen, wie wir sehen werden, ihren Anspruch einer rein stofflich-energetischen Darstellung nicht aufrechterhalten können.
Zwei wichtige Grundelemente, um die die Modelle kreisen, sind die Kategorien Bevölkerung und Kapital. Die Inkonsistenzen der Darstellung, wie sie sich aus der Perspektive der Kritik der Politischen Ökonomie ergeben, möchte ich im Folgenden diskutieren.
Wachstum des Kapital
Der Begriff des Kapitals wird im Rahmen der Darstellung in Die Grenzen des Wachstums nicht ernsthaft reflektiert. Rein definitorisch beziehen die Autor*innen sich auf die Menge der gesellschaftlich verfügbaren (stofflichen) Produktionsmittel:
„Mit einem bestimmten Grundstock an aktivem industriellem Kapital wie Fabrikanlagen, Werkzeugmaschinen, Fahrzeugen lässt sich jährlich eine bestimmte Menge an Industriegütern erzeugen. Sie ist außerdem abhängig von der zur Verfügung stehenden Arbeitskraft, von den Rohmaterialien und den anderen betriebsnotwendigen Voraussetzungen. […] Ein großer Teil der jährlichen Produktion der Weltindustrie sind Verbrauchsgüter wie Textilien, Personenkraftwagen und Gebäude, die mit der Fertigstellung aus dem Produktionsprozess ausscheiden. Ein Teil der industriellen Jahresproduktion stellt aber selbst Industriekapital dar, wie Webstühle, Stahlwerke und Drehbänke, sogenannte Investitionsgüter, die im Endeffekt das Industriekapital vergrößern.“ (CoR I, S. 30f.)
Das Kapital wird als formspezifisch unbestimmte, rein technisch-stoffliche Ansammlung nützlicher Gegenstände zur Herstellung von Dingen bestimmt. Nun ist es sicherlich richtig, dass zur Produktion immer auch ein Produktionsinstrument gehört. Damit ist aber freilich noch nicht die Spezifik benannt, die den Mechanismus zur stets erweiterten Produktion auslöst.3 Die Autor*innen schließen nun aber aus dem empirischen Vorhandensein immer neuer Produktionsmittel (deren Herkunft im Dunkeln bleibt) auf das ebenfalls empirisch vorhandene Wirtschaftswachstum: „Das auf der Erde investierte Industriekapital wächst exponentiell“. (CoR I, S. 31)
Die Autor*innen können ihren Anspruch auf eine stoffliche Darstellung der Zusammenhänge jedoch nicht aufrechterhalten. Wenn sie ihre Thesen mit Zahlen untermauern (so etwa in den Abbildungen 32 und 33 des Buches), beziehen sich nun nämlich nicht mehr auf ein stoffliches Output, sondern auf „Industrieproduktion pro Kopf in Dollar“ bzw. „Bruttosozialprodukt pro Kopf in Dollar“. Klammheimlich wechselt hier die ökonomische Bezugsgröße: wo eben noch von stofflichen Größen die Rede war, verwandeln sich diese unter der Hand in Geldgrößen. Statt von konkretem Reichtum und der vernutzten Menge an Gebrauchswerten ist nun von den akkumulierten Tauschwerten die Rede.
Dabei wird stillschweigend unterstellt, beide Größen seien umstandslos ineinander übersetzbar. Geld, so die falsche Grundannahme, die hinter dieser Gleichsetzung steht, sei am Ende doch nichts weiter als ein Schmiermittel zum Austausch von Gebrauchsgegenständen, die Ökonomie letztlich nur eine Institution zur Produktion nützlicher Dinge. Dabei wird die Realität der kapitalistischen Gesellschaft buchstäblich verdreht. Es wird unterstellt, das Geld sei ein technisches Mittel zur Vermittlung konkreter Dinge; tatsächlich aber sind die konkreten Dinge nur stoffliche Notwendigkeiten zur Vermehrung von Geld als Selbstzweck.4
In ihrem „Weltmodell“ rechnen die Autor*innen dann mit den monetären Größen weiter und schließen von dem so berechneten Wirtschaftswachstum auf eine Erhöhung des Stoffausstoßes und damit der Umweltverschmutzung.5 Damit unterschätzen sie jedoch die tatsächliche Verschmutzungstendenz der globalisierten Kapitalgesellschaft. Denn da der Maßstab der Kapitalverwertung nicht die produzierten Gebrauchsgegenstände, sondern die zu ihrer Herstellung benötigte Arbeitszeit darstellt, wirken sich die durch die kapitalistische Konkurrenz hervorgebrachten Produktivitätssteigerungen als Multiplikator der Stoffvernutzung aus: wenn bei einer Verdopplung der Produktivität in derselben Zeit die selbe Wertmasse produziert wird, dann stellt sich diese jedoch in einer Verdopplung der verbrauchten Rohstoffe und der ausgestoßenen Schadstoffe dar.6
Wachstum der Bevölkerung
Menschen tauchen in den Berechnungen des Club of Rome nur als Bevölkerung auf, d. h. als statistischer Durchschnitt. Es werden Durchschnittswerte von Geburts- und Sterberaten aufeinander bezogen, ohne sie auf die Lebensverhältnisse der jeweiligen Menschen zu beziehen. Dabei wird vor allem von der konkreten Weltregionen und dem dort üblichen Schadstoff-Ausstoß pro Person abgesehen. Tatsächlich unterscheidet sich der Naturverbrauchs- und Verschmutzungsgrad sehr stark nicht nur aufgrund ihrer Stellung in der Gesellschaft, sondern auch hinsichtlich des regionalen Aufkommens (PoC I, S. 26ff)7.
Nun betonen die Autor*innen zwar, dass das Modell vereinfacht sei. Diese Annahme einer Vereinfachung bezieht sich jedoch stets auf stoffliche Elemente des natürlichen Reichtums – also etwa auf die Auswahl einiger weniger langlebiger Rohstoffe, die im Modell zu einer Art Musterrohstoff zusammengefasst werden, um die Darstellung überhaupt operationalisierbar zu machen. Weitere, sei es horizontale oder vertikale Kriterien in Bezug auf den „Standort“ der Menschen innerhalb der Weltgesellschaft werden nicht einmal erwähnt, geschweige denn diskutiert. Wo die Menschen leben oder wo sie in der gesellschaftlichen Hierarchie stehen, spielt in dieser auf den Durchschnittsmenschen bezogenen Betrachtung keine Rolle. So kommen die Autor*innen dann auch zu dem Schluss, dass ein weiteres (exponentielles) Wachstum der Anzahl der auf diesem Planeten lebenden Menschen ein zentraler Faktor für die Erreichung der „Maximalgrenze“ der Umweltverschmutzung sei:
„Die sicherste Art, sie (die Maximalgrenze des Schadstoffausstoßes) zu erreichen, liegt in dem exponentiellen Wachstum der Bevölkerung und der ebenso exponentiell zunehmenden schadstofffreisetzenden Handlungsweise jeder einzelnen Person“ (PoC I, S. 73)
Durch dieses Vorgehen koppelt die Untersuchung den Schadstoffausstoß und den Ressourcenverbrauch des Planeten direkt an das Phänomen des Bevölkerungswachstums. Damit wird, wie oben bereits ausgeführt, implizit unterstellt, alle Menschen würden gleichermaßen die Umwelt verschmutzen und Schadstoffe ausstoßen. Das statistische Mittel ignoriert die regional höchst unterschiedlichen Lebensverhältnisse im globalisierten Kapitalismus. Gleichzeitig verhindert die von den Autor*innen gewählte Blickrichtung jedoch die Fokussierung der kapitalistischen Logik und des dazugehörigen Wachstumszwangs.
Das sorgt für eine problematische Verschiebung der Debatte. Diese dreht sich erst gar nicht um die Zwänge des Kapitals, sondern vielmehr um Bevölkerungspolitik und eine vermeintliche „Überbevölkerung“. Doch während die Debatte ihren Ausgangspunkt bei einer abstrakt-statistischen Gleichsetzung Menschen nimmt, führt sie direkt zu einer Problembeschreibung, die auf die Bevölkerungen in der kapitalistischen Peripherie schaut. So wiederholt sich die Ausblendung der kapitalistischen Logik auch für die Beschreibung der Lebenslagen dieser Menschen. Auf diese Weise wird der Welthunger zur Folge einer zu großen Zahl an Menschen erklärt, ohne das die gesellschaftlichen Ursachen des Welthungers benannt würden.8 Diese Aublendung der gesellschaftlichen Verhältnisse soll dann wieder über die reine Größe der Zahl plausibel gemacht werden: wenn da so viele Menschen hungern, dann muss das doch einfach etwas mit Anzahl der Menschen zu tun haben!
Tatsächlich handelt es sich bei dem global bis heute relevanten Phänomen des Hungers nicht um einen bloßen Mangel an produzierten (und produzierbaren) Nahrungsmitteln, sondern zumeist um einen Mangel an Geld. Daran hat sich seit der Debatte in den 1970er-Jahren nichts geändert, denn nach wie vor ist der Zugang zu Nahrungsmitteln durch das Nadelöhr der Ware – Geld – Beziehung verengt. Das wurde bereits von der zeitgenössischen Gesellschaftskritik bemerkt. Wie selbstverständlich, so schrieb das Schwarze Kollektiv, ist
„die Produktion von Nahrungsmitteln in der ,freien Welt‘ fast nur unter kapitalistischem Gesichtspunkt [organisiert]; sie soll dem Farmer Geld einbringen. Wer kein Geld hat, braucht auch nichts zu essen. Das ist der Grund, warum indische Großfarmer manchmal ihre Weizenernten lieber im Silo verfaulen lassen, als unter dem Preis zu verkaufen, während ganze Provinzen am Verhungern sind. Das ist der Grund, warum in Amerika, wo dreißig Millionen unterernährt sind, die Regierung die Ernten beschränkt, um die Preise hochzuhalten.
Überbevölkerung ist eine Falschmeldung. Der Hunger in diesen Ländern […] ist nicht durch die Grenzen der Natur bedingt. Ihre Menschen sind arm und hungrig, weil zu oft die wenigen Reichen die Schätze des Landes aufzehren. Es herrscht Hunger, nicht weil die Menschen zu zahlreich sind, sondern weil sie bestohlen werden.“9
Die Ursachen dieses ebenso systematischen wie gesellschaftlichen Ausschlusses der Menschen von den Nahrungsmitteln bleiben auch im Ansatz des Club of Rome ausgeblendet. Stattdessen erscheint die Bevölkerungszahl als statistisch-neutrale Messgröße, an der sich Politik orientieren soll. Damit abstrahiert diese Methode aber sowohl die globalen Unterschiede im Verbrauch von Flächen und Rohstoffen als auch die Unterschiede realer Einkommens- und Lebenschancen zwischen den Menschen innerhalb einer Gesellschaft. Damit ist über die Realität in den jeweiligen Gesellschaften freilich nichts ausgesagt. So wird die politisch vermeintlich neutrale Statistik zur puren Faktenhuberei und damit zur apologetischen Ideologie der herrschenden Verhältnisse.
Dazu kommt, dass die Autor*innen auch in dem Moment, an dem sie die Kategorien Bevölkerung und Kapital miteinander in Verbindung zu bringen suchen, den oben bereits diskutierten Widerspruch von Stoff und Form ignorieren. So schreiben sie über die Nahrungsmittelproduktion und deren Auswirkung auf die Entwicklung der Bevölkerungszahlen:
„Ein Teil des durch Industriekapital entstehenden Produkts ist landwirtschaftliches Kapital: Traktoren, Bewässerungsanlagen und Düngemittel. Die Größen des landwirtschaftlichen Kapitals und der kultivierten Landfläche beeinflussen erheblich die Menge der erzeugten Nahrungsmittel. Die Nahrungsmittelmenge pro Kopf hat wiederum starken Einfluss auf die Sterbeziffer.“ (GdW 84)
Nun ist es sicherlich korrekt, dass zur Produktion von Nahrungsmitteln „Traktoren, Bewässerungsanlagen und Düngemittel“ notwendig sind. Diese stellen jedoch mitnichten ökonomisches Kapital dar, sondern lediglich die stofflich-konkreten Gebrauchsgegenstände, mit denen die Lebensmittel produziert werden. Die tatsächliche Menge erzeugter Nahrungsmittel hängt indes ab von der Produktivität dieser „Traktoren, Bewässerungsanlagen und Düngemittel“. Wenn diese Produktivität steigt, die Herstellungszeit etwa der Bewässerungsanlage aber gleichbleibt, dann steigt das stoffliche Output der Produktion, obwohl der Wert des verwendeten Kapitalstocks stagniert. Gerade wenn wir uns die Steigerung der Produktivität in Bezug auf landwirtschaftliche Maschinen, Anlagen und Düngetechniken ansehen, dann unterschätzt die Studie die Möglichkeit, Menschen mit einer zukünftigen landwirtschaftlichen Produktion zu ernähren, systematisch. Sie ignoriert, mit anderen Worten, den für die kapitalistische Gesellschaft grundlegenden Widerspruch von stofflichen Möglichkeiten der produzierten Dinge und ihrer im Kapitalismus dominanten Existenzform als abstrakter Reichtum.
Der neueste Bericht an den Club of Rome
Der Bericht zu den Grenzen des Wachstums ist in den Jahrzehnten nach seiner Erscheinung mehrfach um weitere Analysen aus dem Umfeld des Club of Rome ergänzt worden. Die neueste Untersuchung stammt von Jorgen Randers und Graeme Maxton. Diese 2016 erschienene Studie ist insofern interessant, weil sie neben allgemeinen Überlegungen zu den Problemlagen der Welt auch eine Reihe daraus extrapolierter politischer Forderungen enthält.
In Bezug auf den Wachstumsbegriff äußern sich die Autor*innen zunächst kritisch:
„Bedauerlicherweise wird im wirtschaftlichen Kontext das Wort ,Wachstum‘ häufig ohne weitere Differenzierung verwendet, was weltweit für Verwirrung sorgt. Man sollte sich immer präzise ausdrücken und erklären, was da genau wächst“ (CoR II, S. 30).
Im Folgenden erläutern sie, dass sie sich mit dem zu kritisierenden Begriff des Wachstums auf ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) beziehen. Das dürfe aber weder verwechselt werden mit einem Wachstum des Konsums pro Kopf (hier würde das BIP in Beziehung zur Bevölkerung gesetzt) noch mit der durchschnittlichen Lebenssituation der Bevölkerung. Als plastisches Beispiel dienen ihnen dabei die Reparaturen, die zur Beseitigung von Schäden durch den Klimawandel notwendig werden. Diese wirken sich nämlich positiv auf das BIP aus, sorgen aber nicht für eine Erhöhung des menschlichen Wohlergehens (sondern erhalten im besten und unwahrscheinlichsten Fall den Status Quo) (vgl. CoR II, S. 29ff). Überhaupt ist ihre Charakterisierung des BIP als unzureichender Maßstab für das Wohlergehen der Menschen durchaus berechtigt:
„Wenn jemand ein neues Haus baut, wird damit Wirtschaftswachstum erzeugt – ein Zuwachs des BIP. Stürzt das Haus wegen Pfusch am Bau ein, wird der Verlust nicht in die Rechnung einbezogen, weil der Einsturz weder menschlichen Einsatz noch Ausrüstung oder Ressourcen erfordert hat. Er vermindert das BIP nicht. Ein Abriss hingegen steigert das BIP, weil er Arbeit und Ausrüstung erfordert – wie der Hausbau.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht plausibel erscheint, sind gewaltige Stürme, wie etwa Hurrikan Sandy, der 2012 Teile der Karibik und die amerikanische Ostküste verwüstete, gut fürs Wirtschaftswachstum. Die Zerstörung, die sie anrichten, wird ignoriert, während der Leistungszuwachs durch den Wiederaufbau Wirtschaftswachstum erzeugt.
Wenn die Menschen Regenwälder niederbrennen und Ölpalmen anpflanzen, steigt das BIP. Ebenso schafft das Ausräumen von Atommüll aus kontaminierten Flächen Arbeitsplätze und vermehrt das BIP. Folglich fördern die […] großflächige Umweltzerstörung und Aufräumarbeiten nach Störfällen im Kernkraftwerk das Wirtschaftswachstum“ (CoR II, S. 35f).
Es gehört tatsächlich zu den schändlichen Paradoxien der modernen Warenökonomie, dass in ihr Umweltzerstörung als etwas vermeintlich Positives, als „Wachstum“ auftaucht. Nur liegt dieses eben nicht einfach an der falschen Vorstellung von Wirtschaftswissenschaftler*innen oder Bevölkerungsmehrheiten – sondern an der Logik der warenproduzierenden Ordnung.10 Randers & Maxton legen jedoch immer wieder nahe, die Menschen sollten in die Warenproduktion doch einfach etwas anderes hineingeheimnissen, dann gäbe es auch alle die Probleme nicht mehr:
„Die Menschen glauben, Wirtschaftswachstum sei für die Gesellschaft von Vorteil […] Bis ein anderes Wirtschaftssystem bewiesen hat, dass es all dies besser kann, wird herkömmliches Wirtschaftswachstum wohl das unbestrittene Ziel bleiben – obwohl es nicht immer das allgemeine Wohlergehen der Menschen steigert.“ (CoR II, S. 35)
An dieser Perspektive ist zweierlei problematisch: Zum einen gilt innerhalb der herrschenden Ordnung, dass der hier implizit unterstellte Umkehrschluss keineswegs zutrifft: Eine Senkung des Wirtschaftswachstums wird das Wohlergehen weiter Teile der Bevölkerung in starkem Maße einschränken.
Zum anderen verstellt die Formulierung den Blick darauf, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem tatsächlich darauf basiert, eine von allen stofflichen Qualitäten losgelöste Form von abstraktem Reichtum hervorzubringen und nur diese anzuerkennen. Ob es den Menschen dabei besser oder schlechter geht, ist vor diesem Hintergrund tatsächlich gleichgültig. Das liegt aber an den perversen Funktionsmechanismen des Kapitalismus – und nicht an den mangelhaften Definitionsversuchen der Wirtschaftswissenschaften. Es ist also nicht der „BIP-Aspekt“ (CoR II, S. 36) der dafür sorgt, das Natur nur dann relevant zu werden scheint, wenn sie sich in ökonomischen Zahlen widerspiegelt. Es liegt, ähnlich wie bei der ebenfalls von den Autor*innen erwähnten mangelnden Wertschätzung von privater Erziehungsarbeit, an der Funktionslogik eines zwar menschengemachten, aber gleichsam menschenfeindlichen Systems. Gesellschaftlich anerkannt wird im Kapitalismus eben nur, was sich als Geldgröße darstellen kann. Ob dabei menschliche Lebensverhältnisse insgesamt verbessert oder verschlechtert, ob Natur erhalten, aufgepäppelt oder zerstört wird, ist für den realexistierenden Kapitalismus schlichtweg irrelevant.11
Wirtschaftswachstum
Das Wachstum des BIP gilt den Autor*innen als Maßstab für das Wachstum der Wirtschaft. Dabei rutschen ihnen dann allerdings, wie bereits den Autor*innen des ursprünglichen Berichts, der stoffliche und der monetäre Reichtum durcheinander:
„Was bedeutet all dies ökonomisch? Watts Dampfmaschine erhöhte die Produktivität (Leistung pro Arbeitsstunde) und damit die Produktionsleistung. Energie in Form von Kohle wurde in zweckmäßige Energieformen umgewandelt (Kraft, Drehmoment, Bewegung und Wärme), was den Output pro Arbeiter steigerte. Der Einsatz von Maschinen in Fabriken hatte denselben Effekt. Die Techniken zur Energieerzeugung und Massenfertigung sorgten dafür, dass Produktivität und Produktionsleistung zulegten. Sie schufen Wirtschaftswachstum.“ (CoR II, S. 40)
Aus der Perspektive des einzelnen Betriebs, der diese Dampfmaschine anwendet, ist der Zusammenhang zwischen Produktivität und steigenden ökonomischen Kennzahlen als durchaus zutreffend: Für ihn bringt die höhere Produktivität – bei unverändertem Produktionsmitteleinsatz der Konkurrenz – eine Erhöhung der betriebswirtschaftlichen Gewinne. Doch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene stellt sich der Zusammenhang genau andersherum dar: Hier führt die neue Technologie, einmal bei allen Betrieben durchgesetzt, zwar zu einer Erhöhung der pro Stunde hergestellten stofflichen Reichtümer – trotz allem wird aber nur eine Stunde Arbeitszeit verausgabt – die Menge des gesellschaftlich anerkannten Reichtums, d. h. der Wert der Waren verändert sich daher nicht im Geringsten.
Randers & Maxton hingegen setzen stofflichen und monetären Reichtum faktisch gleich, wenn sie behaupten: „Wirtschaftswachstum entsteht hauptsächlich durch Steigerung der Produktivität und hängt davon ab, dass die Leistung pro Arbeitskraft steigt“ (CoR II, 40f). Für das Wachstum des konkreten, stofflichen Reichtums ist diese Aussage sicherlich richtig. Doch mit der Größe „Wirtschaftswachstum“ wollen die Autor*innen ja gerade – wie oben gezeigt – das monetäre Wachstum des BIP messen.
Die steigende Produktivität erscheint den Autor*innen dann doch als Problem, da im Zuge einer zunehmenden Technisierung der Produktion immer mehr Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt werden. Sie schlagen daher eine Verkürzung der jährlichen Arbeitszeit vor.12 Wenn alle ein bisschen weniger arbeiten, bleibt am Ende für alle was zu tun. Das ist, für sich genommen, sicherlich nicht die schlechteste aller Ideen. Den Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum blenden sie aber an dieser Stelle geflissentlich aus.
Verschiebungen der Bevölkerungszusammensetzung
Neben einer wachsenden Weltwirtschaft sehen die Autor*innen in den Veränderungen der Bevölkerungszusammensetzung im nationalen und globalen Maßstab eine weitere zentrale Herausforderung der Sozialpolitik im 21. Jahrhundert. Für die industrialisierten Staaten der Welt – sie schreiben vor allem aus der Perspektive der Vereinigten Staaten von Amerika – machen sie die zunehmende Alterung der Bevölkerung als Problem aus:
„Wenn eine Bevölkerung altert, werden sehr viele Menschen, die früher gearbeitet haben, ökonomisch inaktiv. Das hat Folgen für die Staatskasse: Statt wie früher Steuern zu zahlen, erhalten diese Leute nun eine staatliche Renten, das heißt, sie stocken die öffentlichen Haushalte nicht auf, sondern entziehen ihnen Geld.“ (CoR II, S. 96f.)
Als das zentrale Kriterium für die Berechnung dieses Zusammenhanges dient ihnen der sog. Abhängigkeitsquotient. Dieser benennt das Verhältnis der potentiell erwerbstätigen Menschen einer Gesellschaft (die Summe aller Menschen zwischen dem 15. und 65. Lebensjahr) im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. den Menschen jenseits des Erwerbsalters (Kinder vor dem 15. und ältere Menschen nach dem 65. Lebensjahr). Wenn also auf einen Menschen zwischen 15 und 65 ein jüngerer bzw. älterer Mensch kommt, hätten wir einen Abhängigsquotienten von 1, bekommt er es mit zwei jüngeren bzw. älteren Menschen zu tun, liegt sie bei 0,5 (vgl. CoR II, S. 98). Das ist dann auch in etwa der Abhängigkeitsquotient innerhalb der Industrienationen des globalen Nordens.
Diese Perspektive der Autor*innen fußt wieder auf den problematischen Annahmen der ökonomischen Wissenschaft: Denn zu einem Problem wird der Abhängigkeitsquotient nur dann, wenn wir ihn auf das BIP beziehen: Wenn weniger Menschen arbeiten und an der Wertproduktion teilhaben, sinkt der wertmäßige Reichtum der Gesellschaft, während die Zahl der älteren Gesellschaftsmitglieder, die daraus finanziert werden sollen, ansteigt. Auf einer rein stofflichen Ebene stellt sich das Problem allerdings in keinster Weise. Denn auch eine angenommene Halbierung des Abhängigkeitsquotient wäre so lange kein Problem für die Gesellschaft, solange sich die stoffliche Produktivität ebenfalls verdoppelt: Ihre Verdopplung hätte eine Verdopplung der produzierten Reichtümer zur Folge, so dass nur noch die Hälfte der bisherigen Erwerbsbevölkerung benötigt würde, um die notwendigen Gebrauchswerte herzustellen.
Randers & Maxton bleiben jedoch ihrer Linie treu und verharren auf der monetären Ebene. Und so folgern sie aus der Absenkung der Abhängigkeitsquote in den industrialisierten Volkswirtschaften des Nordens, dass diese unbedingt die Abhängigkeitsquote senken müssten. Als Maßnahme dafür schlagen sie eine Erhöhung der Lebensarbeitszeit (also eine Anhebung des Renteneintrittsalters) vor. Wohlgemerkt: Während die Jahresarbeitszeit noch verkürzt werden soll (wegen der steigenden Produktivität), soll die Lebensarbeitszeit nun verlängert werden. Inwiefern diese beiden Forderungen dann kontroproduktive und einander aufhebende Wirkungen haben könnten, wird dann von den Autor*innen geflissentlich nicht mehr diskutiert. Genausowenig, wie die Tatsache, dass durch die verlängerte Jahresarbeitszeit auch der Schadstoffausstoß ansteigen würde. . Denn diese offensichtlichen Widersprüche könnten die Einsicht befördern, daß der gesamte Ansatz von Randers & Maxton nicht geeignet ist, die sozial-ökonomischen sowie ökologischen Zusammenhänge adäquat zu erfassen.
Gleichzeitig zur Überalterung bestimmter, bereits stärker industrialisierter Gesellschaften machen sie das globale Bevölkerungswachstum als zentrale Ursache für den Klimawandel aus:
„Es ist jedoch auch eine unbestreitbare Tatsache, dass die Verdopplung der menschlichen Bevölkerung in den letzten 50 Jahren die Hauptursache für die Vergrößerung des ökologischen Fußabdrucks unserer Spezies ist. In dieser Zeit haben technologische Entwicklungen den ökologischen Fußabdruck pro Kopf mehr oder weniger konstant gehalten, doch mit der Bevölkerung hat sich auch der Gesamtfußabdruck verdoppelt.“ (CoR II, S. 221)
Bei genauerer Betrachtung wird jedoch das hinter dieser Argumentation liegende Grundproblem deutlich: Die Fokussierung auf globale Bevölkerungszahlen abstrahiert von der konkreten Unterschiedlichkeit der Lebensbedingungen von Menschen – und damit auch von dem regional sehr unterschiedlichen ökologischen Fußabdruck.
Wachstum und Umweltzerstörung
Randers & Maxton möchten an der kapitalistischen Warenproduktion festhalten,13 sie aber etwas schöner, menschen- und umweltfreundlicher gestalten. Wie immer bei solchen Versuchen fällt ihnen die Sache am Ende aber auf die Füße. So kommen sie beispielsweise nicht umhin, die segensreichen Wirkungen ihrer Forderungen für die kapitalistische Ökonomie zu schildern – womit sie dann indirekt aber selber auf den Pferdefuß ihres Ansatzes verweisen. So fordern sie beispielsweise eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, die durch eine erhöhte Besteuerung der Besserverdienenden finanziert werden soll.
„Nimmt man einem Reichen 1.000 Dollar weg, verringert sich lediglich der Betrag, den er auf die hohe Kante legen kann. Gibt man dieses Geld einem Armen, wird er sich dafür umgehend Lebensmittel, Fahrkarten, Eintrittskarten, Kleidung und so weiter kaufen […]. Wenn ein solcher Geldtransfer von Reich zu Arm anhält, steigt die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, was die Produktion ankurbelt. Die Folge ist wiederum, dass neue Arbeitsplätze entstehen und die Löhne steigen. Damit nimmt die Nachfrage weiter zu. Mit anderen Worten: Es kommt zu einem erhöhten Wirtschaftswachstum.“ (CoR II, S. 180)
Die Erhöhung des Arbeitslosengeldes und die damit verbundene Umverteilung sind nun sozialpolitisch sicherlich eine gute Idee. Diese beißt sich allerdings mit der gleichzeitig proklamierten Losung, den CO²-Ausstoß zu begrenzen. Denn wie die Autor*innen richtig schreiben, werden die Menschen das neu zur Verfügung stehende Geld umgehend in Konsum – und damit in Umweltzerstörung – umsetzen. Dieses Dilemma lässt sich innerhalb der warenproduzierenden Ordnung auch nicht umgehen: Wirtschaftswachstum auf der einen und Ressourcenverbrauch und CO²-Ausstoß auf der anderen Seite lassen sich nicht nachhaltig entkoppeln. Wer das will, wird um den Bruch mit der kapitalistischen Reichtumsform nicht umhin kommen.
Auch bei anderen Vorschlägen schlägt dieser Widerspruch immer wieder durch. Eine Erhöhung des Benzinpreises um lächerliche „0,26 Dollarcent“ etwa soll die Bevölkerung der Vereinigten Staaten dazu veranlassen, kleinere Autos zu kaufen. Auch wenn wir davon absehen, dass das bei einer derart geringen Erhöhung keine realistische Erwartung ist – die alten Autos werden danach nicht vom Erdball verschwinden, sondern im Anschluss in Mexiko oder Lateinamerika herumfahren. Der Gesamt-CO²-Ausstoß dürfte also steigen – nicht sinken. Und auch gesetzt den Fall, die Autos würden tatsächlich verschrottet, wäre nicht viel gewonnen. Denn hier setzt sich für gewöhnlich der klassische Rebound-Effekt durch: Getrieben von dem Gedanken, jetzt brieftaschen- und umweltfreundlich Auto zu fahren, werden die stolzen Besitzer*innen des neuen Kleinwagens derart regen Gebrauch von ihrem neuen Gefährt machen, dass sich am Benzinverbrauch letztendlich nicht viel ändert.14
Ebenfalls in diese Kategorie fällt auch der Vorschlag der Autor*innen, Frauen im Alter von 50 Jahren eine Prämie auszubezahlen, wenn sie nicht mehr als ein Kind geboren haben (vgl. CoR II, S. 221ff.). Der angedachte Bonus von 80.000 Dollar würde perspektivisch ebenfalls verkonsumiert und als vermehrte Naturzerstörung in der Ökobilanz auftauchen. Der Kapitalismus ist halt keine eierlegende Wollmilchsau.
Insofern kommt das Werk auch 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung der Grenzen des Wachstums nicht über die Widersprüche hinweg, vor die die Menschen von der kapitalistischen Reichtumsproduktion gestellt werden. Richtig bleibt der Wunsch, die gesellschaftlichen Beziehungen ökologisch und sozial verträglicher zu gestalten trotz allem. Nur müssten wir dazu aus der Mühle raus, die wir „Kapitalismus“ nennen.
Die besprochenen Bücher:
CoR I:
Meadows, Dennis/ Meadows, Donella/ Zahn, Erich/ Miling, Peter (1973): Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt
CoR II:
Randers, Jorgen/ Maxton, Graeme (2016): Ein Prozent ist genug. Mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen. Der neue Bericht an den Club of Rome. München: oekom
Anmerkungen:
1Der Club of Rome ist ein von verschiedenen Industriellen finanzierter Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen, die zu Fragen der globalen ökologischen Perspektiven der Welt forschen und publizieren. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Club_of_Rome
2Vgl. Strobl, Ingrid: Strange Fruit. Bevölkerungspolitik: Ideologien, Ziele, Methoden, Widerstand. Berlin: Edition ID-Archiv 1992
3 Das mit der Bestimmung nützlicher Stofflichkeit schon die Spezifik des Kapitals gefasst wäre, hat Marx seinerzeit zum ironischen Räsonieren veranlasst. Ganz sicher, so Marx, sei „keine Produktion möglich ohne ein Produktionsinstrument, wäre dies Instrument auch nur die Hand. Keine möglich ohne vergangne, aufgehäufte Arbeit […]. Das Kapital ist unter andrem auch Produktionsinstrument, auch vergangne, objektivierte Arbeit. Also [folgert die bürgerliche Ökonomie] ist das Kapital ein allgemeines, ewiges Naturverhältnis; d.h., wenn ich grade das Spezifische weglasse, was „Produktionsinstrument”, „aufgehäufte Arbeit” erst zum Kapital macht.“ (MEW 42, S. 21)
4Zur Kritik dieser Vorstellung vgl. Ernst Lohoff: Die allgemeine Ware und ihre Mysterien. Zur Bedeutung des Geldes in der Kritik der Politischen Ökonomie, S. 14 – 20.
5Direkt benannt wird das nicht. Es werden auch weiterhin nur stoffliche Aspekte der Produktion besprochen, in den folgenden Graphen der Auswertung ist wahlweise „Industrieproduktion pro Kopf“ (PoC I, S. 123) oder „Bruttosozialprodukt in Dollar“ (PoC I, S. 98 und 99) die Rede.
6Zur grundsätzlichen Dimension der Erhöhung der Produktivität im Kapitalismus vgl. Ernst Lohoff/ Norbert Trenkle (2012): Die große Entwertung, S. 28ff sowie S. 82ff.
7„Dabei werden die Menschen, deren Zahl oder Lebensverhältnisse man berechnen will, nicht nur auf den abstrakten, der Statistik entlehnten Begriff der ,Bevölkerung‘, sondern bisweilen auch auf eine Variable in einer mathematischen Gleichung reduziert. Der Faktor ,Bevölkerung‘ kann in solchen Formeln scheinbar beliebig an anderen Faktoren […] angepasst werden. Die Veränderbarkeit der Bevölkerungszahl wird als Instrument begriffen, das universell einsetzbar ist, um – unabhängig von den Ursachen der jeweiligen Krisenphänomene und dem historisch-politischen Kontext – alle möglichen Arten von Missständen zu beseitigen und das (ökonomische) Gleichgewicht wieder herzustellen.“ (Heim/ Schatz1996, S. 12)
8„„Für Experten und Regierungssprecher heißt ,überbevölkert‘ […] in erster Linie: unterernährt. Man betrachte den (von Weißen) zusammengestellten Katalog der ,überbevölkerten‘ Länder, und man wird feststellen, daß es in Wirklichkeit ein Katalog der hungrigen Länder ist.“ vgl. Schwarzes Kollektiv (1973): Ökologie und Macht. In: Kursbuch 33. Ökologie und Politik oder Die Zukunft der Industrialisierung. Berlin: Rotpunkt, S. 100
9vgl. Schwarzes Kollektiv (1973): Ökologie und Macht. In: Kursbuch 33. Ökologie und Politik oder Die Zukunft der Industrialisierung. Berlin: Rotpunkt, S. 102; vgl. zu den globalen Hintergründen zudem Julian Bierwirth: Vom leeren Land zum überflüssigen Menschen. In: Ernst Lohoff/ Norbert Trenkle: Shutdown. Klimacrash, Corona-Krise und die notwendige Aufhebung des Kapitalismus. Unrast Verlag : Münster
10Zur Kritik des BIP aus wertkritischer Perspektive vgl. Norbert Trenkle: Verdrängte Kosten. In: Ernst Lohoff/ Norbert Trenkle: Shutdown. Klimacrash, Corona-Krise und die notwendige Aufhebung des Kapitalismus. Unrast Verlag : Münster 2020
11Für die Menschen ist diese Unterscheidung freilich irre relevant!
12Sie tun dies freilich in einem sehr moderaten Maße, da sie die Anpassungsfähigkeit der kapitalistischen Wirtschaft nicht überfordern und diese nicht zu stark belasten wollen.
13Genaugenommen setzen sie diese mit der menschlichen Natur gleich – übersehen jedoch, dass es sich lediglich um eine menschengemachte, 2. Natur handelt.
14Vgl. hierzu Ernst Lohoff: Wie Sand am Meer, in: LohoffTrenkle: Shutdown, S. 111