11.08.2020 

Online-Vortragsreihe: Shutdown!

Klima, Corona und der notwendige Ausstieg aus dem Kapitalismus

Veranstaltet von Krisis – Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft

von Freitag 9. Oktober bis Freitag 16. Oktober


Hier klicken, um zu den Teilnahmelinks zu gelangen


Anstelle unseres jährlichen Seminars veranstalten wir in diesem Jahr eine Online-Vortragreihe zum kapitalistischen Naturverhältnis, zur Klimakrise und zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Reihe beruht auf dem gleichnamigen Buch Shutdown! Klima, Corona und der notwendige Ausstieg aus dem Kapitalimus, das im Herbst 2020 im Unrast-Verlag erscheinen wird. Es referieren die Autoren von drei Buchbeiträgen sowie die Gastreferentin Ricarda Lang, stellvertretende Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen.

Die Vorträge mit anschließender Diskussion finden über Zoom statt (jeweils von 19 Uhr bis ca. 21 Uhr). Bitte meldet euch persönlich über das unten stehende Formular an. Ihr erhaltet dann jeweils kurz vor den einzelnen Vorträgen den Zoom-Link per Mail zugeschickt. Eine Teilnahme an der Diskussion ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich. Zusätzlich werden die Vorträge auf dem YouTube-Kanal von Krisis gestreamt. Dort wird aber die Diskussion nicht übertragen.

Die Teilnahme an der Vortragsreihe ist kostenfrei. Wir bitten jedoch um Spenden zur Deckung unserer Kosten und zur Unterstützung des Projekts Krisis.

 

Anmeldung

 

Programm

Freitag 9. Oktober, 19 Uhr

Verdrängte Kosten. Die Externalisierungslogik der kapitalistischen Reichtumsproduktion und ihre Aufhebung

Vortrag von Norbert Trenkle

Einer der ewigen Mythen über den Kapitalismus erzählt, er sei aufgrund seiner unglaublichen Effizienz und Produktivität allen anderen Gesellschaftsformen überlegen. Doch dieser Mythos verleugnet nicht nur die ungeheure Gewaltsamkeit mit der die kapitalistische Produktionsweise historisch durchgesetzt wurde, sondern verdrängt auch, dass ihre angebliche Effizienz vor allem darauf beruht, alle negativen Effekte auf verschiedene Weise zu externalisieren und damit die wirklichen Kosten für Natur und Gesellschaft auszublenden. Diese systematische Externalisierung resultiert aus der Verselbstständigung der kapitalistischen Reichtumsproduktiion gegenüber dem gesellschaftlichen Zusammenhang, der ihr als „Außen“ erscheint. Hierin liegt der tiefere Grund für die fortschreitende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen und die rücksichtslose Ausplünderung des Globalen Südens.

Der Vortrag analysiert die innere Logik dieser Externalisierung und ihre ökologischen sowie sozialen Konsequenzen. Abschließend wird die Frage nach einer Aufhebung der kapitalistischen Form der Reichtumsproduktion aufgeworfen.

Norbert Trenkle ist Redakteur und Autor der Zeitschrift Krisis. Sein Vortrag beruht auf einem Beitrag für das Buch Shutdown!

 

Montag, 12. Oktober, 19 Uhr Achtung: Terminänderung

Dienstag, 13. Oktober, 19 Uhr

Ein Virus stellt die Systemfrage. Wie die Corona-Pandemie die kapitalistischen Widersprüche verschärft

Vortrag von Ernst Lohoff

Bei der Corona-Pandemie handelt es sich so wenig um einen Schicksalschlag, der ohne eigenes Zutun über die kapitalistische Weltgesellschaft hereingebrochen wäre, wie beim Klimadesaster. Zoonosen hat es zwar immer wieder gegeben, der massive Raubbau an der Natur hat aber deren Entstehung viel wahrscheinlicher gemacht als in früheren Epochen. Gleichzeitig unterminiert die Ökonomisierung aller Verhältnisse und die damit einhergehende wachsende soziale Ungleichheit die Bekämpfung der Pandemie. Der Konflikt zwischen Wirtschaft und dem Schutz des Lebens fällt umso schärfer aus, als der heutige von der Finanzdynamik getragenen Kapitalismus extrem empfindlich auf jede Drosselung des Wirtschaftsleben reagiert. Je länger die Pandemie dauert, desto mehr spitzt sich dieser Widerspruch zu. Die Politk konzentriert sich zunehmend darauf, die Akkumulation des Kapitals in Gang zu halten und will einen weiteren Shutdown um jeden Preis vermeiden. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass die Eindämmung von Covid 19 an der Logik des abstrakten Reichtums ihr Grenze findet.

Ernst Lohoff ist Mitbegründer und Autor der Zeitschrift Krisis. Sein Vortrag beruht auf einem Beitrag für das Buch Shutdown!

 

Mittwoch 14. Oktober, 19 Uhr

Klimaschutz und radikale Arbeitszeitverkürzung sind möglich – aber kein grüner Kapitalismus

Vortrag von Lothar Galow-Bergemann

Alle sind für Klimaschutz, aber die globale Erwärmung nimmt unaufhörlich zu. Alle sind für soziale Gerechtigkeit, aber Kinder- und Altersarmut wachsen. Alle wünschen sich mehr freie Zeit zum Leben, aber müssen immer mehr und länger arbeiten. Niemand will die Krise, aber keiner kriegt sie in den Griff. Wunsch und Wirklichkeit gehen so weit auseinander, weil das herrschende Wirtschaftssystem existentiellen Herausforderungen nicht gewachsen ist. Klima- und Coronakrise demonstrieren eindrücklich: Unendliches Wachstum ist ihm wichtiger als Mensch und Natur, maximaler Profit wichtiger als Gesundheit und Lebensqualität, steigende Aktienkurse wichtiger als das Leben künftiger Generationen.

Das ewige „Weiter so“ hat ausgedient. Es hat uns die Krise beschert. Was immer als unhinterfragbar galt, ist zu hinterfragen. Eine grundlegende Neuorientierung ist angesagt. Denn eine ökologisch und sozial nachhaltige Gesellschaft ist machbar. Nicht nur Klimaschutz, auch radikale Arbeitszeitverkürzung ist möglich. Mehr noch: beides bedingt sich gegenseitig. Und beides erfordert den Stopp der zerstörerischen Geldanhäufungsmaschine. Denn dann wird vernünftiges Wirtschaften möglich, das den stofflichen Reichtum zum Mittelpunkt hat, den wir zum Leben brauchen: Nahrung, Wohnung, Gesundheit, Bildung, Kultur – statt Wachstum, Profit und Aktienkurse.

Lothar Galow-Bergemann schreibt auf www.emafrie.de, www.krisis.org, in Jungle World, konkret u.a. Sein Vortrag beruht auf einem Beitrag für das Buch Shutdown!

 

Freitag 16. Oktober, 19 Uhr

Feindbild Klimaschützerin. Der rechte Hass auf Klimaaktivist*innen zwischen Sexismus, Heimatideologie und Gewissenserleichterung

Vortrag von Ricarda Lang

In den letzten zwei Jahren hat sich in rechten Kreisen, vom rechtskonservativen Feuilleton bis zu rechtsextremen Gruppen, ein neues Lieblingsfeindbild etabliert: die Klimaschützerin.
Die Referentin Ricarda Lang war selbst im Jahr 2018 massiven Angriffen von Rechten ausgesetzt, nachdem sie gefordert hatte, dass Menschen, die durch den Klimawandel ihre Lebensgrundlage verlieren, die Staatsbürgerschaft in europäischen Staaten bekommen sollen. Und bekannte Gesichter rund um die Bewegung Fridays-for Future wie Greta Thunberg oder Luisa Neubauer werden für individuelle Konsumentscheidungen beleidigt und zu den Vorreiterinnen einer kosmopolitischen Elite gemacht, die es sich zum Ziel gesetzt habe, den Bürger*innen unter dem Vorwand des Klimaschutzes die Freiheit zu nehmen. Dabei ist es kein Zufall, dass die Hetze vor allem Frauen trifft.

Der Vortrag dreht sich um die Frage, wie sich der Hass auf Klimaschützerinnen im Kontext eines rechten Frauenbilds und einer völkischen Ideologie von Umweltschutz als Heimatschutz entwickelt. Außerdem soll er verdeutlichen, inwieweit das Feindbild Klimaschützerin als Projektion des eigenen Unbehagens mit der andauernden Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlage funktioniert, und so der Gewissenserleichterung in einer Gesellschaft dient, in der der Erhalt dieser Lebensgrundlage oft nur noch an Hand von Maßstäben des individuellen Konsums verhandelt wird. Darauf aufbauend wollen wir darüber diskutieren, welches Potenzial sich aus der Reflektion auf diese Angriffe für eine linke Klimapolitik ergibt, die beim Klimaschutz über die moralische Bewertung von Einzelentscheidungen und damit auch die vorgegebenen Regeln des kapitalistischen Systems hinaus denkt.

Ricarda Lang war Bundessprecherin der Grünen Jugend und ist seit November 2019 stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin im Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen. Ihre Schwerpunkte sind u.a. die Themen Feminismus, Antifaschismus, Klimaschutz sowie klimabedingte Migration und Flucht.