06.09.2024 

Vortrag: Was ist unproduktive Arbeit und wie kann man sie von produktiver Arbeit unterscheiden?

Ein Online-Vortrag von Peter Samol mit anschließender Diskussion

Mittwoch, 18 September 2024, 19 Uhr via Zoom
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Meeting-ID: 828 5697 8544
Kenncode: 668590

Bis heute wurde die Frage, wie sich die marxsche Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit begründen lässt, nicht zufriedenstellend beantwortet. Obwohl diese Unterscheidung ein wichtiges theoretisches Element zur Analyse des spätkapitalistischen Krisengeschehens darstellt, hat sich Marx selbst leider nie abschließend zu diesem Thema geäußert.

Bei unproduktiven Arbeiten handelt es sich um bestimmte, für den Kapitalismus und dessen Funktionieren unverzichtbare Arbeiten, die aber keinen Mehrwert schaffen und deswegen nicht substanziell zur Kapitalakkumulation beitragen. Ihr Gegenstück sind produktive Arbeiten, die direkt zur Vermehrung des Werts beitragen und somit die Akkumulation von Kapital ermöglichen. Die Akkumulation – d.h. die Anhäufung von Geld bzw. Wert in der Hand des Kapitals– ist das einzige und eigentliche Ziel der kapitalistischen Produktion. Die ursprünglich lebendige Arbeit verwandelt sich dabei in tote Arbeit und wird als solche dem Kapital einverleibt, das selbst nichts anderes als angehäufte tote Arbeit darstellt.

Nun stellt sich die Frage, wie genau sich unproduktive Arbeiten von den produktiven Arbeiten unterscheiden lassen. Zu ihrer Beantwortung gibt es zwei Kriterien. Das erste davon gilt im marxschen Diskurs als unstrittig: Es besagt, dass eine Arbeit in einem Kapitalverhältnis verrichtet werden muss, um überhaupt Mehrwert schaffen zu können. Denn ohne Kapital, das sich den Mehrwert aneignet, kann es schlicht keinen Mehrwert und schon gar keine Kapitalakkumulation geben. Das leuchtet ein. – Nun gibt es aber auch unproduktive Arbeiten, die in der Tat innerhalb eines Kapitalverhältnisses verrichtet werden.

Um letztere als unproduktiv zu erkennen, bedarf es eines weiteren Kriteriums. Genau dieses ist jedoch bis heute nicht eindeutig formuliert worden. Im Vortrag geht es daher in erster Linie darum, dieses fehlende zweite Kriterium zu entwickeln und zu formulieren. Ausgangspunkt ist dabei die Einsicht, dass das Kapital bestimmte Arbeiten benötigt, um seine eigenen, ganz spezifischen Bedürfnisse zu sichern. Diese sind zum Beispiel der Verkauf der produzierten Waren, Buchhaltung oder auch ein Staat, der die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse absichert. Die damit zusammenhängenden Arbeiten sind insofern unproduktiv, als ihr konkreter Inhalt ganz den spezifischen Bedürfnissen des Kapitals dient und daher vom Kapital selbst konsumiert wird.

Die entscheidende Frage lautet daher Wer verzehrt bzw. verbraucht das Endprodukt einer Arbeit– das Kapital oder die Menschen? Im ersten Fall geht mit dem Verbrauch der Wert verloren bzw. entsteht erst gar nicht, im zweiten Fall bleibt der Wert (samt Mehrwert) erhalten und geht in der Folge in die Akkumulation des Kapitals ein.