Zur Bedeutung von Rassismus und Antisemitismus in der Warengesellschaft
Online-Vortrag und Diskussion mit Julian Bierwirth
Mittwoch 2. April, 19:00 Uhr via Zoom
https://us02web.zoom.us/j/85920080308?pwd=Qj0tggpzC8EmivocSkCQEyDPodOcra.1
Meeting-ID: 859 2008 0308 – Kenncode: 968080
Der Vortrag bezieht sich auf das krisis Working-Paper 6/ 2025 zum gleichen Thema
Rassismus und Antisemitismus sind zwei zentrale ideologische Muster, die aus der kapitalistischen Gesellschaft erwachsen, sich aber in ihren Reaktionsweisen und Funktionsformen voneinander unterscheiden. Beide spielen in der aktuellen autoritären Transformation der Weltgesellschaft eine wichtige Rolle.
Rassismus stellt sich aus fetischkritischer Perspektive als eine Ideologie der Abwertung dar, die Menschen auf den Objektstatus reduziert und eine doppelte Funktion erfüllt: Unterwerfung der als Objekte klassifizierten Menschen und Zurichtung der weißen Mehrheitsgesellschaft.
Der Antisemitismus hingegen ist die projektive Lösung des Widerspruchs zwischen individueller Handlungsfähigkeit und der Verselbständigung kapitalistischer Verwertung, wobei „die Juden“ für den verselbständigten Zusammenhang stehen, auf den die Einzelnen keinen Einfluss haben. Sie werden nicht als Objekte, sondern als bedrohliches „Über-Subjekt“ angesehen, das für die Übel des Kapitalismus verantwortlich sein soll.
Doch die konkreten Ausdrucksformen von Rassismus und Antisemitismus haben sich im Laufe der kapitalistischen Entwicklung und im Kontext der weltgesellschaftlichen Veränderungen gewandelt. Rassismus legitimiert nicht mehr primär hierarchische Arbeits- und Ausbeutungsbeziehungen, sondern zunehmend die Ausgrenzung und Markierung bestimmter Gruppen als “überflüssig” („Festung Europa“). Der Antisemitismus hingegen manifestiert sich häufig in verschwörungstheoretischen Narrativen über globale Machteliten und den Staat Israel, der als kollektiver Repräsentant „der Juden“ dämonisiert wird.
Im Vortrag sollen diese Zusammenhänge, die erläutert werden. Im Anschluss gibt es Zeit für eine Diskussion.