Krise, autoritäre Bedrohung und soziale Kämpfe

Sommercamp der Gruppe Krisis 2025

Mi. 9. – So. 13. Juli 2025 in Berlin Heiligensee

Die Welt brennt, und das nicht nur im metaphorischen Sinne. Ob Klimakatastrophe, der Zerfall liberaler Demokratien, das Abwracken des Sozialstaats oder politisch-militärische Konfrontationen – an vielen Stellen könnten Kipppunkte bald erreicht sein. Doch was kommt danach? Wohin geht die Reise? Steht ein „New Dark Age“ bevor, in dem autoritäre Kräfte den Ton angeben, der Staat zur Beute libertärer Rackets wird und der Kapitalismus mafiotisch verwildert? Oder gibt es noch emanzipative Auswege?

Auf unserem dritten Sommercamp wollen wir uns mit diesen Fragen und ihren Hintergründen auseinandersetzen. Wie greifen wirtschaftliche, politische und ökologische Krise ineinander und verschärfen sich gegenseitig? Welche Rolle spielen rassistische und antisemitische Feindbestimmungen in diesem Prozess? Warum sind regressive Männlichkeiten, Antifeminismus und Transfeindlichkeit so zentral für den autoritären Rollback? Und wieso versagt die traditionelle Linke angesichts dieser Entwicklungen? Wir sind überzeugt, dass die bisherigen Konzepte von Emanzipation hinterfragt werden müssen. Klassenkampfnostalgie und fragwürdige Identitätspolitiken führen nicht weiter, sondern sind Teil Problems. Vielmehr brauchen wir eine neue universalistische Perspektive, die über die kapitalistische Produktions- und Lebensweise und ihre destruktive Dynamik hinausweist.

Eingeladen sind alle, die sich mit den bestehenden Verhältnissen nicht abfinden und ihnen gesellschaftskritisch zu Leibe rücken möchten. Mitzubringen ist nur die Lust auf gemeinsame theoretische Reflexion, kontroverse Debatten, gemeinsame Freizeitaktivitäten und ein selbstorganisiertes Campleben auf dem schönen Zeltlagerplatz Heiligensee ^[1] bei Berlin.

Das Camp beginnt am Mittwoch den 9. Juli um 15 Uhr mit einem gemeinsamen Start, bei dem wir uns auf einen gemeinsamen Ablauf und gemeinsame Verhaltensregeln verständigen wollen. Bitte versucht, rechtzeitig anzureisen um dabei zu sein! Wer mag, kann auch gerne schon am Dienstag anreisen. Unser Aufbauteam wird bereits vor Ort sein und es wird ein Abendprogramm mit Lagerfeuer, Gesprächen und politischen Diskussionen geben.

Das Programm

Mittwoch 9.7.

Vormittag: Anreise (wer möchte, kann schon am Dienstag anreisen)

15.00 Uhr: Gemeinsamer Camp-Beginn

• Absprachen zur Camp-Organisation, Vorstellung des Platzes etc.
• Was tun wir, wenn wir Theorie machen? Gesprächsrunde über unterschiedliche Zugänge zur Theorie, Geschlechterverhältnisse und Redeverhalten in theoretischen Diskussionen.

20 Uhr: Abendprogramm mit gegenseitigem Kennenlernen

Donnerstag 10.7.

9.30 – 10.30 Uhr: Camp-Plenum

10.30 – 13.00 Uhr: Workshop-Phase 1

1. Krise und Kritik des Kapitalismus. Zur Einführung in das wertkritische Verständnis von Krise und Gesellschaft (Julian Bierwirth
2. Der Gesamtkapitalist dreht durch: Selbstzerstörerische Tendenzen rechtslibertärer Sozialpolitik (Minh Schredle)
3. Von der Vereinzelung zur Einsamkeit: zwischen Ideal und Leiderfahrung in der krisenkapitalistischen Gesellschaft (Max Sattler)

16.00 – 18.30 Uhr: Workshop-Phase 2

1. Rassismus in der Neuen Rechten (Leo Roepert)
2. Wachstumszwang und Externalisierunglogik: Wie die kapitalistische Produktionsweise die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört (Norbert Trenkle)

21.00 Uhr: Kulturprogramm (Kino, Theater oder Musik – wir haben schon ein paar Ideen, sind aber gerne auch für Vorschläge offen)
Anschließend Lagerfeuer

Freitag 11.7.

9.30 – 10.30 Uhr: Camp-Plenum

Danach: Open Space/ Freizeit. Hier können in einem offenen Format Themen, Texte und Fragestellungen diskutiert werden, die ihr mitbringt oder die sich auf dem Camp ergeben. Oder ihr geht baden oder macht, was ihr möchtet.

16.00 – 18.30 Uhr: Workshop-Phase 3

1. Zur Verschränkung von (Queer)-Feminismus und Antisemitismus (Cordula Trunk)
2. Klasse, Lenin, Wohlfühlfaktor. Zur Kritik des linken 70er-Jahre-Revivals (Lothar Galow-Bergemann)

21.00 Uhr:
Vortrag: Die Verdichtung der Krise: Warum die kapitalistische Gesellschaft an sich selbst zerbricht und was danach kommt. (Norbert Trenkle)
Anschließend Lagerfeuer

Samstag 12.7

9.30 – 10.30 Uhr: Camp-Plenum

10.30 – 13.00 Uhr: Workshops

1. Feminismus der dummen Kerls*? Zum Verhältnis von Antisemitismus und Queerfeindlichkeit (Lara Wenzel)
2. Naturverhältnis im Marxismus (Nick Gietinger)
3. Bedürfnispolitik statt Klassenstandpunkt: Handlungsperspektiven gegen die Krisenlogik (Ernst Lohoff)

16.00 – 18.30 Uhr: Workshops

1. Incels, Alphas, Bosstransformationen. Soldatische Männlichkeit und digitaler Faschismus (Veronika Kracher)
2. Wege aus dem Kaninchenbau. Wertkritische Transformationsstrategien im Zeitalter der Krise (Julian Bierwirth)

21.00 Uhr: World-Cafe zu allen Fragen, die ihr noch gerne diskutieren möchtet.
Anschließend Lagerfeuer

Sonntag 13.7

9.30 – 11.00 Uhr: Feedbackrunde
Danach: Zusammenpacken und Abreise (wer noch etwas Zeit hat, kann uns beim Aufräumen helfen)

Organisatorisches

Das Camp findet auf dem Zeltlagerplatz Heiligensee ^[1] bei Berlin statt, den ihr mit dem ÖPNV gut erreichen könnt (Infos zur Anfahrt hier ^[2]) Der Platz liegt mitten im Grünen ganz in der Nähe zu Badeplätzen am Heiligensee. Es gibt ein Gruppenhaus mit Mehrbettzimmern sowie Schlafzelte (jeweils 4 – 6 Personen). Es wird sowohl gemischte, als auch FLINTA-Zimmer und -Zelte geben. Ihr könnt aber auch euer eigenes Zelt mitbringen und aufbauen. Die Workshops, die Mahlzeiten und das allgemeine Camp-Leben finden in Großzelten oder bei gutem Wetter unter freiem Himmel statt. Für die Übernachtung im Gruppenhaus müsst ihr ein dreiteiliges Bettzeug mitbringen, in den Zelten genügt ein Schlafsack.

Das Campleben organisieren wir gemeinsam und führen daher jeden Morgen ein Plenum durch, auf dem wir über alles Nötige sprechen, mögliche Probleme klären und Absprachen über alltägliche Aufgaben (Abwasch, Aufräumen, Einkaufen etc.) treffen können. Wir haben einen Verhaltenskodex und ein Awareness-Konzept erstellt, um einen solidarischen und diskriminierungsfreien Umgang zu gewährleisten. Bei Bedarf kann das Awareness-Team angesprochen werden.

Der reguläre Beitrag für Teilnahme, Verpflegung und Unterbringung beträgt 70 €, der ermäßigte Beitrag liegt bei 40 € (oder weniger, je nach Selbsteinschätzung). Wer nicht soviel Geld hat, kann umsonst teilnehmen. Um das zu ermöglichen bitten wir alle, die finanziell besser dastehen, um einen Solibeitrag (zwischen 100 und 120 Euro oder wenn möglich auch mehr). Wer nicht an allen vier Tagen teilnehmen kann, zahlt anteilsmäßig pro Tag (Richtwert: 15 €/Tag). Auch Tagesgäste können gerne kommen, sollten sich aber auch anmelden, damit wir besser planen können. Das Camp startet am Mittwoch um 15 Uhr. Ihr könnt aber gerne schon am Dienstagabend tum „Vorprogramm“ anreisen.

Hier geht es zur Anmeldung ^[3]. Weitere Infos unter www.krisis.org/sommercamp ^[4].

Das Sommercamp wird veranstaltet von der Gruppe Krisis in Kooperation mit SJD Die Falken, Bezirksverband Braunschweig.